Knaipp: Die bäuerlichen Hinterglasbilder von Sandl, Buchers und Umgebung Aber schon um 1925 hat Karl von Spieß in seiner „Bauernkunst“ die wirk¬ liche Bedeutung des Hinterglasbildes erkannt und Scheltema entdeckte die enge volkskünstlerische Beziehung zu unserer frühen Buchmalerei. Der leider gefallene Dr. H. Buchner veröffentlichte 1936 in München seine Dissertation über „Hinterglasmalerei in der Böhmerwaldlandschaft und in Süd¬ bayern“. Seiner vorbildlichen archivarischen Arbeit ist die Kenntnis der wich¬ tigsten gewerblichen und genealogischen Quellen über die Hinterglasmalerei zu danken. Diese Arbeit hat auch H. W. Kaiser für sein Werk „Die deutsche Hinter¬ glasmalerei“ (Bruckmann, München, 1937) an den einschlägigen Stellen benutzt. Im übrigen sind nur hin und wieder kleinere Beiträge zu dem Thema erschienen, die zum großen Teil an einer nicht ganz sicheren Quelle leiden: an den Aus¬ künften der Nachfahren einer einst sehr produktiven Sandler Hinterglasmaler¬ familie, deren Überlieferungen kaum über die Verfallsperiode hinaufreichen und durch jahrzehntelange Unterbrechungen fremdberuflicher Art getrübt sind. Der Satz, den Dr. Franz Pfeffer 1936 in einem aufschlußreichen Aufsatz in der „Reichspost schrieb, läßt sich heute noch abwandeln: Die Geschichte des Hinterglasbildes in Meine Arbeit, das Ergebnis zehnjähriger Österreich ist noch nicht erschienen. Forschungen, wartet auf drucktechnische Verhältnisse, die das Erscheinen eines reich und teilweise farbig bebilderten Buches ermöglichen. Darum diene die im Ober¬ österreichischen Landesmuseum am 17. April 1948 eröffnete Sonderschau „Die Hinterglasmalerei“, in der der Leiter der Volkskundlichen Abteilung des Landes¬ museums, Dr. Franz Lipp, einen Überblick über nahezu alle in Österreich ver¬ tretenen Bildtypen gibt, zum Anlaß einer Übersicht über einige neue Erkenntnisse der Hinterglasbild-Forschung. Die künstlerischen und gewerblichen Wurzeln der Hinterglasmalerei des 18. und 19. Jahrhunderts Der Versuch, die Technik der Hinterglasmalerei und ihre künstlerische und gewerbliche Entwicklung bis in ihre frühesten Anfänge zurück zu verfolgen, führt zu zwei ganz verschiedenen Wurzeln. Das eine Mal waren es Maler, die nach der Verwendung der verschie¬ densten Stoffe als Malgrund, wie Mauerputz, Holz, Leinwand, Pergament und Papier, Metall, Elfenbein und Porzellan usw. einen neuen Bildträger suchten oder fanden. Der Gedanke, die glänzende Fläche des Glases von der Unter¬ seite zu bemalen und damit der Oberfläche einen Glanz und eine Glätte zu verleihen, die der beste Lack oder Firnis nicht geben konnte, mußte auf den Entdecker eine hinreißende Wirkung ausgeübt haben. Die Ausführung allerdings zwang ihn, sich der Eigenart des neuen Bildträgers anzupassen. Gewohnt, aus der grundierten Fläche durch das Auftragen von Farben opaker oder lasierender Wirkung neben-, bzw. übereinander allmählich die Bild¬ teile hervortreten zu lassen und ihnen zuletzt durch das Aufsetzen von Lichtern und Schatten, von mehr oder weniger scharfen Konturen und zarten Einzelheiten die letzte Feinheit zu verleihen, mußte sich der Maler nun einer rückläufigen Technik 215
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