OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Wintermayr: Die Benediktiner-Abtei Mondsee Mittlerweile schien mit dem Regierungsantritt Kaiser Leopold II. und der Zurücknahme der schärfsten josephinischen Verordnungen eine günstigere Wendung gekommen zu sein und den Klöstern wurde u. a. die Prälatenwahl wieder frei¬ gegeben. Obwohl Mondsee von dieser Regelung nicht ausgenommen wurde, wendete sich die Regierung 1790 gegen eine Neubesetzung dieser Prälatur, da das Kloster außer dem Administrator und der Pfarrgeistlichkeit nur noch sechs Pensio¬ nisten beherbergte, eine geeignete Persönlichkeit kaum zu finden war und überdies auf Wunsch des Linzer Bischofs Mondsee zu dessen Dotationsgut geschlagen werden sollte 76). Damit war über die alte Abtei das Urteil gesprochen und Mond see wurde am 20. Oktober 1790 mit den gleichfalls aufgehobenen Klöstern Garsten und Gleink dem Bischof von Linz als Dotationsgut zugeschlagen. Die förmliche Aufhebung erfolgte sodann am 5. November 1790. Die liegenden Güter samt der Herrschaft Wildenegg im Werte von 243.928 fl 30 kr, das Konventgebäude im Werte von 1500 fl, sowie verschiedene Nebengebäude samt Inventar und Fahr¬ nissen kamen an den Bischof. Das Bargeld, insgesamt 11.144 fl 24 kr 2 Pfg, die Aktivkapitalien 165.642 fl 19 kr, die Interessenausstände 2022 fl 14 kr 2 Pfg, die Preziosen 657 fl 14 kr, die Kellervorräte im Werte von 5872 fl 55 kr, darunter um 5000 fl Wein, sowie die Kellerausstände in der Höhe von 750 fl 40 kr übernahm der Religionsfonds. Die Naturalvorräte im Werte von 4083 fl 28 kr 3 Pfo wurden teils dem Bischof verkauft, teils zu Gunsten des Religionsfonds veräußert. Das noch vorhandene Küchensilber im Schätzwert von 3252 fl 25 kr wurde für die staatliche Münze eingezogen; nur die notwendigsten liturgischen Geräte blieben zurück. Ähnlich wie in Mondsee, wurde auch in St. Wolfgang vorgegangen. Die Bibliothek mit ihren kostbaren Handschriften wurde im Sommer 1792 in Kisten und Fässern verpackt und nach Linz übersandt. Die wertvolleren Druckwerke fanden Aufnahme in der dortigen Studienbibliothek, die Handschriften wurden der Wiener Hofbibliothek übergeben, der übrige Bibliotheksbestand zu Gunsten der Linzer Studienbibliothek in Wien versteigert 77). Die Archivalien, soweit sie nicht auf die Besitzverhältnisse bezogen und daher in Mondsee zu Handen des Linzer Bischofs verblieben, wurden nach Linz in das Archiv der Landesregierung gebracht, darunter auch der wertvolle, seit 1853 im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv befindliche Traditionskodex. Seit 1905 beherbergt das oberöster reichische Landesarchiv in Linz die gesamten erhalten gebliebenen Archivbestände, da es auch die bis dahin in Mondsee verwahrten Stücke, gegen Zusicherung des Eigentumsrechtes, übernehmen konnte 73). Der zur bischöflichen Dotation ver¬ wendete Mondseer Forstbesitz wechselte bereits 1800 wieder den Besitzer, da die Regierung diese Forste für das Salzkammergut zu erwerben wünschte, wozu sich der Bischof gegen eine entsprechende Abfindung 1803 bereit erklärte. Die Herr¬ schaft selbst mit dem Konventgebäude blieb weiter im Besitze des Bischofs und 70) Hittmair, S.443. 77) Schmid, Ig 4 S. 325. 78) J. Zibermayr, Landesarchiv, S. 81. 213

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