OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter aufgehoben und zur Bistumsdotation verwendet werden. Die wenigen, nicht zur Seelsorge tauglichen Stiftsgeistlichen wurden pensioniert und sollten einstweilen noch im Kloster bleiben. Die Verwaltung für den Religionsfonds übernahm ein Administrator 75). Da sich der Prior P. Liberatus Mayr mit Rücksicht auf sein hohes Alter nicht hiezu bereit erklärte, wurde über Vorschlag des Kapitels der Kämmerer Georg Socher damit betraut. Die wirtschaftliche Lage des Klosters war nach dem Ableben des Abtes Opportunus denkbar günstig und läßt diesen als vor¬ züglichen Wirtschafter erkennen: gelang es ihm doch, die Aktiven während seinen zehnjährigen Amtsführung um 27.891 fl 57¾ kr zu vermehren, die Passiven um 2906 fl. herabzudrücken, obwohl er gleichzeitig die Wiederherstellung der vom Feuer zerstörten Konventgebäude und Abteikirche durchführte. 1782 konnte er be¬ reits einen Jahresüberschuß von 921 fl 42 kr ausweisen. Der Realbesitz der Abtei, die Herrschaft Wildenegg und den Markt Mondsee eingerechnet, beziffert sich auf 138.735 fl 30 kr. Zur Herrschaft gehörten zudem 1200 Untertanen und Hausbesitzer, sowie fünf Meierhöfe. Ferner verfügte das Kloster über Häuser in Linz, Krems a. D., Klosterneuburg und über 18 Viertel Weingärten in Krems und 86½ Viertel in Klosterneuburg. Dazu kam noch Forst¬ besitz im Ausmaße von 16.920 Joch, das Jagdrecht, das Fischrecht auf dem Mond¬ see, Zellersee und zum Teil auf dem Wolfgangsee. Als Grundherrschaft besaß das Kloster das Landgericht und die Vogtei über alles, was zur Klostermark und zur Herrschaft Wildenegg gehörte. Das Patronatsrecht übte die Abtei über die zu Mondsee befindliche Spitalskirche und über die Wallfahrtskirche Maria Hilf, sowie über die inkorporierten Pfarren zu Mondsee, St. Wolfgang, Oberwang, Abtsdorf, Zell am Moos (seit 1784), St. Lorenz, Oberhofen (beide seit 1784), Steinakirchen und Straßwalchen aus. Die Zusammenfassung des gesamten Besitzes anläßlich der Inventarisierung durch die kaiserlichen Kommissare ergab ein reines Vermögen von 468.630 fl 48¼ kr. Die Erwerbung Mondsees für den Religionsfonds, als dessen Beauftragter der Administrator die Geschäfte führen sollte, erschien demnach sehr vorteilhaft, um dessen erschöpfte Kassen aufzufüllen. Zugleich erhielt der Administrator den Auf¬ trag, die Wirtschaft allmählich zu liquidieren und den Realbesitz zu verkaufen. 1788 wurde das vorhandene Silbergeschirr per 2 Zentner 4 Pfd. 29½ Lot im Werte von 8270 fl 57 kr an die Regierung abgeliefert. Obgleich die Liquidation Mondsees im wesentlichen durchgeführt war, traten plötzlich unvorhergesehene Schwierigkeiten auf. Salzburg, in dessen Sprengel die reich ausgestattete Pfarre Straßwalchen lag, beabsichtigte, diese sogleich nach der Aufhebung Mondsees als Weltpriesterpfarre an sich zu ziehen und hatte bereits 1788 anläßlich des Todes des Pfarrers Ansprüche darauf erhoben. Die Regierung hielt es aus diesem Grunde für angezeigt, Mondsee weiter als „administriertes Kloster und k. k. Reli¬ gionsfondsherrschaft“ bestehen zu lassen. 75) R. Hittmair, Der Josefinische Klostersturm im Land ob der Enns (Freiburg i. Br. 1907), S. 174. 212

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