OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Angesichts dieser schwierigen, durch die hohe Verschuldung des Klosters noch verschärften Verhältnisse konnte es auch trotz eifriger Reformarbeit nicht gelingen innerhalb weniger Jahre die durch Jahrzehnte eingewurzelten Übelstände völlig zu beseitigen. Der Vorwurf lässiger Amtsführung, der schließlich den Rücktritt des Abtes (1615) begründete, erscheint kaum berechtigt. Seine kluge, kraftvolle Haltung wahrte dem Wolfgangsland während des Salzarbeiter-Aufstandes 1601/02 den Frieden und ebenso war es sein Verdienst, durch Kauf der Pfandinhabung und Gülten der kaiserlichen Herrschaft Wildenegg (1602) die spätere Erwerbung dieses wichtigen Wirtschaftsgebietes eingeleitet zu haben. Der von ihm angebahnte wirt¬ schaftliche Aufschwung konnte sich unter seinem Nachfolger Mauritius Faber (1615 — 1633) ruhig entwickeln 7°). Infolge der günstigen wirtschaftlichen Verhältnisse gelang es nicht bloß für die Ausgestaltung der verfallenen Abteikirche zu sorgen und sie durch den von Walburger 1626 in Renaissancegotik geschaffenen Altar zu verschönern *1), sondern Abt Mauritius vermochte sogar die kaiserliche Herrschaft Wildenegg gegen jährlich 1000 fl Pachtschilling zu übernehmen. Die Wiederkehr geregelter Verhältnisse, besonders aber auch die Grün¬ dung der Universität in Salzburg (1622 — 1626) durch Erzbischof Paris Lodron, gaben dem seit den Reformationsstürmen arg darniederliegenden geistigen Leben Mondsees neuen Auftrieb. Die Ausbildung an der Hochschule war den Mondseer Professen dadurch leicht und ohne Schwierigkeiten möglich und so weisen denn auch die literarischen Arbeiten der Folgezeit durchwegs die Prägung der Salzburger Schule auf. Die Verbindung mit Salzburg wurde noch gefestigt durch die Heranziehung von Mondseer Konventualen als Lehrer der Rudimenta, Grammatik und Syntax am akademischen Gymnasium und durch deren Tätigkeit an der Universität als Professoren der Philosophie. Durch Abschluß einer Con¬ föderation mit der Universität (1653) erzielte Abt Simon Rebiser (1652 1668) in aller Form die Regelung der bereits geistig erfolgten Angliederung. Die Regierung dieses feingebildeten, literarisch eifrigen Mannes war ansonsten wenig glücklich. Aufstände der Untertanen störten den Frieden der Klostermark und schädigten die Wirtschaft. Die Unruhen erreichten schließlich eine derartige Heftig¬ keit, daß kaiserliches Eingreifen notwendig wurde. Militär marschierte ein, die An¬ führer wurden gefangen, zwei Bauern hingerichtet und die Ruhe wiederhergestellt. Die folgenden Jahrzehnte des verklingenden 17. Jahrhunderts verliefen frei von bedeutsamen Ereignissen in ruhiger, dem Studium und der Wissenschaft ge¬ widmeter Arbeit. Geistig wie auch wirtschaftlich wohl bestellt, konnte die alte Abtei 1748 unter der Regierung des Abtes Bernhard Lidl (1729 — 1773) die glanzvolle Feier ihres 1000 jährigen Bestandes begehen. Die zu diesem Anlasse vom Abte selbst auf Grund der Archivalien und Chroniken zusammengestellte Ge¬ schichte der Abtei Mondsee, das „Chronicon Lunaelacense“, auch heute noch als historische Quelle nicht zu entbehren, gibt Kunde von den regen, historischen *0) Schmid, Ig 4 S. 328. 71) J. Zibermayr, St. Wolfganglegende, S. 70. 210

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