OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Wintermayr: Die Venediktiner-Abtei Mondsee Im Dienste der Gegenreformation begann er das schwierige Unternehmen, gestützt auf seine Rechte als Grundherr, die zum großen Teil der neuen Lehre anhängen¬ den Untertanen zum alten Glauben zurückzuführen. Auf seinem Werke aufbauend, arbeitete sein Nachfolger Christoph Wasner (1592 —1615), der, gleich ihm aus dem Kloster Niederaltaich kommend, in Kremsmünster als Prior gewirkt hatte, an der religiösen Erneuerung und Wiedergewinnung des ganzen Attergaues und betrieb, von Erzherzog Matthias energisch unterstützt, die Gegenreformation der Mondseer Untertanen 67). Allerdings vermochten erst die scharfen Bestim¬ mungen des Regierungsediktes vom 19. April 1597 durchzugreifen und so über¬ reichten die Mondseer Untertanen am 15. Juli 1598 einen Revers, worin sie sich verpflichteten, die lutherischen Prädikanten aufzugeben und zum katholischen Glauben zurückzukehren. Auf Grund seines zielbewußten Vorgehens 1598 zum Reformkommissar für den Attergau bestellt, trachtete der Abt vor allem darnach, die Pfarreien wieder mit katholischen Pfarrern zu besetzen und durch Volksmissionen, zu denen er fremde Prediger und Beichtväter berief, das Volk zu gewinnen. Anknüpfend an die selbst bei der lutherischen Bevölkerung immer noch lebendige Verehrung des Ortsheiligen St. Wolfgang, gründete er zur Erfassung der katholischen Bevölkerung 1597 die „Wolfgangbruderschaft“ in St. Wolfgang und bemühte sich, durch Verbreitung eines von ihm verfaßten Pilgerbüchleins die Wallfahrten nach St. Wolfgang wieder neu zu beleben 68). Der Erfolg dieser eifrigen Arbeit war allerdings in¬ folge der erbitterten Gegnerschaft der größtenteils lutherisch gesinnten Bevölkerung vielfach recht gering und nur durch Androhung scharfer Strafmaßnahmen konnte Erzherzog Matthias den Abt vor den Angriffen seiner Widersacher schützen. Wert¬ voller Helfer in diesem zermürbenden Kampfe ward ihm der Hofrichter des Klosters und Pfleger der kaiserlichen Herrschaft Wildenegg Johann Blässing. Eifrig um die Hebung des verfallenen religiösen Lebens bemüht —, 1607 unternahm er die Wiederaufrichtung der verfallenen Fronleichnamsbruderschaft —, entwirfter in seinen Aufzeichnungen ein düsteres Bild der damaligen kirchlich-religiösen Ver¬ hältnisse 69). „Es herrschte keine Disziplin, keine Clausur, es mußte alles ex fundamento reformiert werden; die Altäre in der Kirche waren zerlumpt, es war nicht einmal ein Weihbrunnkessel vorhanden; man kommunizierte fast allgemein sub utraque specie, in der Fasten hielt man öffentlich feil und aß man allgemein Fleisch; wenn ein Priester mit dem Sanktissimum über die Gasse ging, kniete nie¬ mand nieder, sondern man hat höchstens dem Priester als Zechgesellen das Hütl gerückt und gepriesen; um die Kirchengebräuche nahm sich niemand an, ebenso ver¬ stand man keine Ordnung in Ehesachen; die Protokolle und Grundbücher in der alten Abtei und in anderen Zimmern lagen unter den Bänken, im Hofgericht war gar kein Protokoll vorhanden“. 62) Schmid, Ig 4 G.105. 68) J. Zibermayr, St. Wolfganglegende, S. 69. 69) Schmid, Ig 4 S. 325. 14 209

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