OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Bologneser Schule —, und die Werke der jeweils führenden Autoren und Zeit¬ strömungen erworben. So finden sich neben einem Geiler von Kaysersberg, Seba¬ stian Brant die Werke eines Ulrich Zasius, Jakob Faber (von Etaples), Erasmus von Rotterdam, Lorenzo Valla, Johannes Argyropulus, Johannes Nauclerus, Ludovicus Caelius, Nicolaus Perottus, Johannes Tortellius, Poggio Bracciolini, Johannes Franciscus Mirandula, Petrarca, Pietro Aretino 57). Das Geistesleben Mondsees erfuhr zudem mit dem beginnenden 16. Jahr hundert eine bedeutungsvolle Wendung durch die politische Entwicklung, die das Klostergebiet mit dem Wolfgangsland, sowie die Herrschaft Wildenegg samt Vogtei, als Preis für die Teilnahme Maximilian I. am Landshuter Erb¬ folgekrieg an Österreich gelangen ließ (1506). Am Hofe des hochgebildeten Maximilian aber hatte der Humanismus eine blühende Pflegestätte gefunden und neu belebender Antrieb erfaßte Kunst und wissenschaftliches Leben. Geschichtsfor¬ schung und Wissenschaft, geleitet von dem regen Interesse für die Geschehnisse der Vergangenheit fanden den Weg zu den Klosterarchiven, somit zu jenen ältesten Quellen, die in der klösterlichen Annalistik sich ihnen erschlossen. Die Berührung mit den bedeutenden Vertretern des Humanismus wirkte wieder andererseits auf die klösterliche Geschichtsschreibung. In Mondsee, dessen Archiv sich dem Forschungs¬ eifer Johann Cuspinians erschloß, erfuhr bezeichnenderweise in dieser Zeit erst¬ malig die Wolfgangslegende eine Bearbeitung nach der historischen, in den An¬ nalen festgehaltenen Überlieferung 58). Das rege historische Interesse, das Abt Wolfgang bei dieser Arbeit, wie auch bei seinen hausgeschichtlichen Studien leitete, erweist seine Aufgeschlossenheit für den Humanismus und begründete wohl das besondere Wohlwollen, dessen er sich bei Maximilian I. erfreute 59). Anläßlich seines Aufenthaltes in St. Wolfgang am 15. und 16. Dezember 1511 dürfte in Maximilian der Plan aufgetaucht sein, an dieser Stätte eine Kirche für sein¬ Grabmalanlage zu schaffen. Abt Wolfgang, der diesen Plan des Kaisers erst im Jahre 1519 durch den Salzburger Erzbischof Leonhard von Keutschach erführ, war höchst bestürzt darüber, da er gleich diesem der Meinung war, daß dem Kloster Mondsee dadurch nur Nachteile und Kosten erwachsen würden. Der Intervention des Erzbischofs, durch die er sich die Dankbarkeit des Abtes und Klosters sicherte, mag es auch zuzuschreiben sein, daß der Kaiser diesen Plan wieder fallen ließ “o) Der Besuch des Kaisers in Mondsee, dem kulturellen Mittelpunkt des neuerworbe¬ nen Landesteiles, bekundet das Interesse an diesem, für Österreich besonders wirtschaftspolitisch wichtigen Gebiet. Die Nachbarschaft des Salzkammergutes ließ die Sicherung der ausgedehnten Forste des Mondseer- und Wolfgangslandes für die kaiserlichen Salinen jedenfalls sehr wichtig erscheinen. Mit dieser Wertung des 57) Glückert, S. 133. 58) J. Zibermayr, Landesarchiv, S. 29. 50) Chron. Lunael. S. 394, 396. 60) A. Lhotsky, Kaiser Maximilian I. Grab, Unsere Heimat N. F. XVIII. (1947) H. 1—3 S. 28. 206

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