OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Wintermayr: Die Benediktiner-Abtei Mondsee das Langhaus der Kirche herangezogen werden, das daher ein südliches Seiten¬ schiff und als Volksaltar den früheren Haupaltar erhielt, der Johannes, dem Täufer geweiht war, Die Legende führte seine Errichtung auf Bischof Wolfgang zurück und zog dadurch auch ihn in den Bereich der Verehrung dieses Heiligen 53), Der liturgische Mittelpunkt des Gotteshauses, der Hochaltar, sollte besonders kunst¬ voll gestaltet werden; mit seiner Schaffung betraute Abt Benedikt (1741) den Brunecker Meister Michael Pacher. Die Beziehungen zu diesem bedeutenden tirol¬ ischen Maler und Bildschnitzer vermittelte wohl Nikolaus Cusanus, der Reform¬ legat und spätere Bischof von Brixen. Pacher schuf dieses hochberühmte Meister¬ werk gotischer Altarkunst zu Bruneck in seiner Werkstätte, von wo es auf dem Wasserwege nach St. Wolfgang befördert wurde. Die Fertigstellung der Wolf¬ gangskirche konnte erst der Nachfolger Benedikts Abt Wolfgang Haberl durchführen, ein besonders eifriger Förderer der Wolfgangsverehrung. Als Ver¬ fasser einer Legende des Heiligen bemühte er sich den herkömmlichen Weg zu ver¬ lassen und durch Heranziehung der alten Annalen ein historisch getreues Bild des großen Regenbsurger Bischofs zu zeichnen. Der Förderung der Wolfgangverehrung sollte auch die von ihm in Mondsee begründete Holzschnittwerkstätte dienen, die sich vor allem mit der Herstellung von Andachtsbildchen für die Wallfahrer befaßte 57) Das geistige Leben Mondsees erhielt in diesen Jahren um die Wende des 15. Jahrhunderts durch den mächtig aufstrebenden Humanismus seine entscheidende Umprägung. Die Neform selbst, eng verbunden mit der Wiener Universität, als mächtige Förderin der literarischen Tätigkeit und des Studiums der alten Klas¬ siker, wurde so zur Wegbereiterin der neuen Geistesströmung 55). Noch war aller¬ dings die Tradition mittelalterlich-scholastischen Denkens und Fühlens zu fest ver¬ wurzelt und nur allmählich und vorerst bloß in seiner äußeren Form und Aus¬ drucksweise konnte der Geist der wiedererweckten Antike vordringen. Als charak¬ teristischer Vertreter dieser Übergangskultur erscheint der emsig schaffende Leon¬ hard Schilling, dessen literarische Tätigkeit und ausgebreiteten Beziehungen zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des damaligen Geisteslebens seinen Ruf weit über die Klostergrenzen verbreitete. Obwohl seine Werke, die er selbst abschrieb und illuminierte, durchaus nicht den allgemeinen Durchschnitt überragten, ver¬ raten doch seine kunstvoll stilisierten Briefe seine humanistische Bildung und Schu¬ lung 56). Wertvolle Förderung und Anregung seiner Studien boten ihm die reichen Schätze der Mondseer Bibliothek, deren Bestände Kunde geben von dem Interesse, mit dem die geistige Strömung des Humanismus im Kloster gefördert wurde. In treuer Fortführung der alten Klostertradition, für die Ausgestaltung des „Arma¬ rium“ nicht Mühen noch Opfer zu scheuen, wurden für die Bibliothek die kost¬ so die prachtvollen kanonistischen Werke der barsten illuminierten Handschriften, 53) J. Zibermayr, Noricum, G. 345. 5*) J. Zibermayr, St. Wolfganglegende, S. 60. 55) V. Redlich, Tegernsee und die deutsche Geistesgeschichte im 15. Jahrhundert, Schriften¬ reihe zur bayrischen Landesgeschichte (München 1931) S. 9. 56) A. Horawitz, Humanismus in den Alpenländern (Wien 1887), S. 770. 205

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