OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Wintermayr: Die Benediktiner-Abtei Mondsee Kreuzgang erstanden neu; die Klosterkirche, wie auch die inkorporierten Kirchen und Kapellen wurden gleichfalls gründlich erneuert 43) Noch bedeutender erweist sich die literarisch-wissenschaftliche Bewegung in den reformierten Klöstern. Auch in Mondsee erhielt das mächtig aufblühende literarische Leben durch einen Wiener Universitätsprofessor, Hieronymus de Werdea, charakteristische Prägung. Bald schloß sich um ihn ein Kreis tüchtiger Gelehrter und fleißiger Schreiber“4), deren eifriges Schaffen den Bibilotheksbestand im Laufe dieses Jahrhunderts fast um das Doppelte anwachsen ließ. Ein Blick auf die damals abgeschriebenen, durch Kauf oder Schenkung erworbenen Handschriften zeigt das vorherrschende Interesse für theologisch-aszetische, wie auch für liturgische Werke, wobei vor allem die Schriften der Wiener Magister reich vertreten sind. Nächst der patristischen Literatur er¬ scheinen besonders zahlreich die Bibelkommentare mit Nikolaus von Lyra in der Führung, dessen gesamte Werke der fleißige Wilhelm Kogler abschrieb. Zeugen des regen Bibelstudiums sind ferner ein Bibelkommentar mit deutschen Erklärungen, wie auch eine „Biblia sacra cum Interpretatione vocabulorum Hebraicorum die der spätere Abt Benedikt Eck der Bibliothek zubrachte 45). An die Werke des Thomas von Aquin und seines berühmten Lehrers reihen sich auffallend stark vertreten Johannes Gerson und die Theologen der Pariser Schule Bonaventura, Wilhelm von Auvergne, die Viktoriner-Chorherrn Hugo und Richard, sowie die mystischen Schriften Bernhards von Clairvaux. Die deutschen Mystiker, Eckehard, Tauler, konnten sich anscheinend nicht durchsetzen. Frühes Interesse bestand hin¬ gegen für das Buch von der Nachfolge Christi, das bereits 1438 von dem Mond¬ seer Heinrich Immerteuer abgeschrieben wurde; eine Tatsache, die später anläßlich der Streitfrage um die Autorschaft gegen Thomas a Kempis ins Treffen geführt wurde 46). Die praktische Theologie, vertreten durch Johann von Auerbach, Johannes a Tambaco, Albert de Brixia tritt zurück hinter die zahlreichen, immer wieder abgeschriebenen Regelerklärungen, in denen sich das eifrige Streben des Reformklosters spiegelt. Neben Johannes de Turrecremata, Bernhard von Monte Cassino, Johannes von Kastl, begegnen uns die Melker Johannes de Spira, Johann Schlittpacher, die Tegernseer Christian Tesenpacher, Bernhard von Waging. Außer diesen durchwegs lateinischen Werken verfügte die Bibliothek damals schon über zahlreiche deutsche Handschriften. Vorboten eines neuen, bereits andämmern¬ den Geistes und Literaturzeitalters. 23) In Mondsee die zur Abteikirche parallel liegende Pfarrkirche St. Stephan, sowie die Ulrichskapelle. Ferner die Kirchen zu St. Wolfgang, Zell am Moos, Oberwang. Schmid, J 3 S. 292. 2) Wilhelm Kogler, Heinrich Immerteuer, Jakob Keser, Sebastian Füsstainer, Wolfgang von Währing, Erhard, Christoph, Ulrich Oblatus, Johannes Hauser, L. Glückert, Hieronymus von Mondsee (Magister Johannes de Werdea), Ein Beitrag zur Geschichte des Einflusses der Wiener Universität im 15. Jahrhundert (München 1930), Sonderdruck aus: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige Bd 48 S. 117, 126. *5) Glückert, S. 130 A. 126. 46) Glückert, S. 127, A. 97. 203

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