OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Wintermahr: Die Benediktiner-Abtei Mondse enger Fühlung stand, der Anschluß an diese Strömung gegeben; der in diese Zeit fallende Kirchenbau in dem nachmaligen Wallfahrtsort St. Wolfgang kann jeden¬ falls dahin gewertet werden. Die stattliche Zahl der dem Kloster „quoad tem¬ poralia“ inkorporierten Kirchen verlangte die Ordnung der Rechtslage, die durch die Bulle Lucius III. 1183 erfolgte; die Seelsorge sollte durch Weltgeistliche, die dem Passauer Diözesanbischof zu präsentieren seien, versehen werden Die Jahre ruhiger Aufbauarbeit und wirtschaftlicher Kräftigung erfuhren durch die Kriegswirren, die Bayern im 13. Jahrhundert erfüllten, jähe Unter¬ brechung; die Fehde, die der Bayernherzog mit den Bischöfen von Salzburg und Regensburg ausfocht, griff nur zu oft sengend und brennend auf Mondsee und seine Besitzungen über. In diesen Nöten erstand dem Kloster im Böhmenkönig Premysl Ottokar, dessen Kaplan Abt Heinrich IV. war, ein mächtiger Schützer und Gönner. Da Ottokar auch die Herzogtümer Österreich und Steiermark in seiner Hand vereinigte, bedeutete das Privileg der Mautfreiheit (1253) an allen Zollstätten seines Herrschaftsgebietes für Mondsee jedenfalls eine wertvolle Förderung 35). Reichliche Schenkungen brachten zudem bedeutenden Zu¬ wachs an Besitz und Einkünften, zu deren übersichtlicher Zusammenfassung Abt Gundakar 1316 ein Urbar errichten ließ, das 1341 bei dem Brande des Klosters beschädigt, später wieder erneuert wurde, seit der Aufhebung des Klosters aber verschollen ist 36). Die ruhige Linie der Entwicklung geriet durch einen entschiedenen Vorstoß Salzburgs arg in Gefahr, nur die Intervention des Bayernherzogs vermochte noch rechtzeitig abzuhelfen. 1295 verkaufte nämlich Regensburg die Herrschaft Wildenegg mit allen Rechten und Besitzungen an Salzburg, da übernahm der Herzog selbst die Herrschaft, somit auch Vogtei und Gericht über das in diesem Gebiete liegende Mondsee, zugleich mit der Versicherung, daß diese in keine andere Hand übergehen sollten 37) Die guten Beziehungen des Abtes Christian (1321 —49) zum bayrischen Herzogshaus, über die er als Kaplan Herzog Ottos und später als Kaplan Kaiser Ludwigs verfügte, erwiesen sich für Mondsee sehr wertvoll 38). Die Gewährung der Mautfreiheit an allen Zollstätten des Herzogtums (1333), mehr aber noch der kaiserliche Schutz und Schirm (1341) sicherten dem Kloster Jahre ruhiger Ent¬ wicklung. Entsprechend seiner angesehenen Stellung als kirchlich-kultureller, wie auch als wirtschaftlicher Mittelpunkt, konnte Mondsee von Bonifaz IX. den litur¬ gischen Glanz der Pontifikalien für seine Abte erlangen (1400). Die Reformbestrebungen des 15. Jahrhunderts mit ihrem Ringen um Er¬ neuerung der Kirche und besonders des Ordenslebens fanden im Mondseer Abt 3*) J. Zibermayr, St. Wolfganglegende, S. 19. 35) Chron. Lunael. S. 149 f. 36) J. Zibermayr, Landesarchiv, S. 10. 37) Chron. Lunael. S. 163. 38) Chron. Lunael. S. 168 f. 201

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