OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter In seinem Ringen um den entzogenen Klosterbesitz geriet Abt Konrad in scharfen Gegensatz zu dem kleinen Landadel, dessen Mordanschlag er 1145 bei Oberwang zum Opfer fiel 29). Sein Werk wurde von seinen Nachfolgern weiter¬ geführt und besonders Heinrich II. (1158 —1191) erwies sich als energischer Wahrer der Rechte Mondsees, sowohl gegen den Passauer Diözesanbischof, der die dem Kloster eigenen Kirchen an sich gezogen hatte, wie auch gegen das Hoch¬ stift Regensburg. Papst Lucius III. aber gewährte neuerdings den päpstlichen Schutz, sowie Bestätigung aller Privilegien (1183) 30) Das Reformwerk des Abtes Konrad, das nach außen hin so günstige Fort¬ schritte erfuhr, zeitigte zudem eine Blüte des literarisch wissenschaftlichen Lebens. Mondsee wurde in dieser Zeit kulturell führend. Die charakteristische Note erhielt dieser Zeitabschnitt durch Liutold, den Begründer und Leiter der Mondseer Schreiber- und Illuminatorenschule. Die Werke dieses für seine Zeit hochgebildeten Mannes weisen wohl auf seine Beziehung zur zeitgenössischen Salzburger Schule, doch vermochte er durchaus eigene Wege zu wandeln; charakteristisch in der Miniaturtechnik durch die Anlehnung an die italienische Initialornamentik, zeigen andererseits die Evangelisten des berühmten Liutold - Evangeliars archaistische Züge mit deutlichem Nachklingen an karolingische Tradition 31). Auch als Schrift¬ steller erwies sich Liutold mit den auf Abt Konrad verfaßten Epitaphien als be¬ deutende Begabung. Die sogenannte „Historia Liutoldi“ mit ihren derben leoninischen Versen aber trägt zu Unrecht seinen Namen 32). Liutold und seiner Schule verdankt die Mondseer Bibliothek ihre wertvollsten Bestände. Ein Blick auf diese Werke vermittelt zugleich interessanten Aufschluß über die geistigen Interessen seiner Mitbrüder. Abgesehen von den liturgischen Büchern, unter ihnen das prachtvoll ausgestattete „Liutold-Evangeliar“, denen sich Augustinus, Ambro¬ sius und Gregor der Große anreihen, fand die zeitgenössische Literatur ihre Ver¬ treter in Petrus Comestor, Hugo von St. Viktor, Honorius Christianus, Rupert von Deutz. Mit Rupert von Deutz, dem Freund des reformeifrigen Kuno von Regensburg 33) erstand im Benediktinerorden eine neue, dem alten Mönchtum fremde Richtung, die als weitere Aufgabe des Ordens die Ausübung der äußeren Seelsorge forderte. Für Mondsee war durch Abt Konrad, der mit Regensburg in 29) Schmid, Ig 3 S. 286. Abt Konrad wurde in der Abteikirche beigesetzt. Sein Grabstein befindet sich heute an einem Pfeiler im Schiff der Stiftskirche. 1679 wurden die Gebeine erhoben und in einem Reliquiar oberhalb des Hochaltares ausgesetzt. E. Sacken, Die Kirche der ehe¬ maligen Benediktinerabtei Mondsee, Mitteilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale Ig 5 (Wien 1879) S. 53; F. Hausleitner, St. Chunrad, Abt zu Mondsee (Oberwang 1932). 30) Germania Pontificia I. I. S. 207. 31) J. Hermann, Die frühmittelalterlichen Handschriften des Abendlandes (Leipzig 1923), Bd 2 S. 144. 32) J. Zibermayr, St. Wolfganglegende, S. 16 A. 36; H. Holland, Geschichte der alt¬ deutschen Dichtkunst in Bayern, S. 46 f. 33) Hauck, S. 335. 200

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