Oberösterreichische Heimatblätter welche die sattgrüne, anspruchslose und üppig wuchernde Wasserpflanze gern ihren Zierfischen als beliebten Laichablageplatz anboten. Bei uns wurden an der Wasser¬ pest nur weibliche Blüten gefunden. Die Pflanze ist also hier, wie die Spitzpappel, auf rein ungeschlechtliche Vermehrung angewiesen. Diese hat sich zunächst durch¬ aus nicht in einer Absenkung der Lebenskraft geäußert; im Gegenteil, die langen, weichen und wenig verzweigten Stengel sprossen halbschwimmend in stehenden Gewässern so üppig, daß diese zu einer Art Sumpf werden und die Schiffahrt oft nicht unwesentlich gestört wird. In letzter Zeit hat dieses Wuchern nachgelassen und es scheint, daß die Wasserpest sich in unser Pflanzenreich eingegliedert hat und bereits ein gewisses Gleichgewicht erstanden ist. Erfreulicher sind einige andere Zuwanderer aus Nordamerika: die Kanadische Goldrute, die Topinambur und die Rudbeckia. Die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) steht unserer Waldgoldrute (Solidago virgaurea) verwandtschaftlich sehr nahe, wird aber über¬ mannshoch und zeitigt im Spätsommer herrliche, goldfarbige Traubenrispen. Sie ist eine unserer dankbarsten Gartenstauden, bedarf fast keiner Pflege und dringt, vermöge ihres starken, kriechenden, winterharten Wurzelstockes oft über die Gärten hinaus. In ihrer Heimat, Virginien und Kanada, steht sie bei den Eingeborenen in hohem Ansehen als Gegenmittel gegen Schlangenbiß und heißt dort „Klapper¬ schlangenkraut“. Das andere Mädchen aus der Fremde, die Rudbeckia ladciniata, ist der aus Nordamerika stammenden „kleinen Sonnenblume“, dem Topinam¬ bur (Heliantus tuberosus) nächst verwandt, hat aber nicht deren süßliche, eßbare Wurzelknollen, wohl aber viel schönere, größere, goldgelbe Blütenstände. Beide verwildern leicht. Viele Ufer unserer Mühlviertler Gewässer stehen von Sommer bis Herbst im Flor der prächtigen Rudbeckie, deren Blüten sich in den goldbraunen Wassern spiegeln und die im Volk den bereits auf längere Einbürgerung deutenden Namen „Aistblume" erhalten hat. Auf welche Art die Wanderzüge der Pflanzen erfolgen, ist noch nicht end¬ gültig erforscht. Jedenfalls gibt es alle Übergänge zwischen der ganz überlegt durchgeführten Pflanzung durch den Menschen und der rein natürlichen Ver¬ breitung. Unwillkürlich verbreitet der Mensch durch seine neuen Handelswege eine Unzahl Arten, deren Samen zufällig in die Verpackungsstoffe von Wollen, Süd¬ früchten, Getreide usw. gelangen. Daher kommt die große Zahl von Ausländern an den Eisenbahndämmen, von denen bei uns die großen hellgelben Blüten der Nachtkerze die auffälligsten sind. Die größte Anzahl ausländi¬ scher Arten hat man im Schotter und Grus der Nangierbahnhöfe gefunden. Aber auch an den Sohlen der Stiefel hat der Mensch schon manche Arten verbreitet, so daß z. B. unser Breitwegerich, der ursprünglich in Nordamerika nicht einheimisch war, bei den Indianern als „Fußspur des weißen Mannes“ gilt. 182
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