OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde steht er der Noßkastanie nahe. Der hohe Wert von Holz und Frucht ist bekannt genug. Die Pyramiden- oder Spitzpappel wird derzeit als eine südliche Nebenform der gewöhnlichen breitkronigen Schwarzpappel aufgefaßt, von der sie sich durch breitere Blätter und fast senkrecht gestellte Äste und Zweige unter¬ scheidet. Schon Maria Theresia hat sie bei Schlössern und an Straßen bevorzugt, später auch Napoleon Bonaparte in ganz Mitteleuropa. Wir möchten sie im Flach- und Hügelland als stimmungsvollen Landstraßenbegleiter nicht missen und sie ist auch an Reichsstraßen immer wieder angepflanzt worden, z. B. an der Reichstraße Enns — Ebelsberg. Sie vermehrt sich bei uns nur ungeschlechtlich, ist demnach wie die Weide ungemein leicht durch Stecklinge zu verpflanzen. Alle oberösterreichischen Spitzpappeln tragen nur männliche Blüten, können also keine früchte zeitigen. Ob das verhältnismäßig geringe Alter (60 —.80 Jahre) und die Neigung zu Wipfeldürre und Astabwurf damit zusammenhängt, ist noch nicht endgültig erforscht; doch ist ihr Wert als weithin sichtbarer Orientierungsbaum auf Höhen und an Straßenkreuzungen sowie als Alleebaum allgemein anerkannt. Auch als eine Art Blitzableiter wird die Pyramidenpappel an höher gelegenen Gebäuden gerne gepflanzt. Unter den Stauden und Kräutern, die in geschichtlicher Zeit nach Oberösterreich eingewandert sind, gibt es manche, die zu einer wahren Landplage werden können, z. B. das aus Peru stammende sogenannte „Franzosen¬ kräutl“ oder Knopfkraut (Galinsoga parviflora), dessen Blütenkörbchen aus¬ sehen wie kleine Kamillenblüten mit wenigen, kurzen, weißen Strahlblüten. Dichter Wurzelfilz, der andere Wurzeln verdrängt, überreiche Vermehrung durch kleine haarige Früchtchen und große Anspuchslosigkeit haben dieses Ackerkraut bereits zu einem unserer lästigsten Kulturfolger gemacht, das man höchstens als Schaffutter verwenden kann. Etwa um 1800 hat es sich von botanischen Gärten aus sehr rasch in ganz Mitteleuropa verbreitet. Weil man um die Zeit der Franzosenkriege darauf aufmerksam wurde, nannte man es Franzosenkräutl. Mit viel mehr Recht würde das jetzt so verbreitete kanadische Berufskraut (Erigeron canadensis) diesen Namen verdienen, denn dieses ursprünglich in Kanada heimische, schlanke, kleinblütige, oft über einen Meter hohe Unkraut, hat sich um 1655 von Paris aus in ganz Europa ausgebreitet. Die vielen traurigen Kahlstellen der von Bomben aufgerissenen Gelände haben seinen winzigen, mit einem Haarkranz fliegenden Früchtchen weiteren Platz angeboten, den es durch üppiges Wuchern reichlich ausnützt. Ein weiteres Danaergeschenk aus dem Westen ist die berüchtigte Wasser¬ pest (Helodea canadensis). Diese kanadische Wasserpflanze wurde auf dem Handelsweg 1836 nach Irland verschleppt, 1841 nach Schottland, tauchte 1860 in den Niederlanden auf, 1836 im Elsaß, 1865 in Bayern und wurde 1884 zum ersten Mal in Oberösterreich beobachtet. Die Verbreitung erfolgte teils durch die Schiffahrt, teils durch Wassergeflügel und endlich auch durch Aquarienliebhaber, 181

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