Bausteine zur Heimatkunde wurde 10). Zum letzten Male erwähnen ihn die Ratsprotokolle am 7. August 1623 anläßlich der Aufrichtung eines Geburts- und Lehrbriefes für den Bortenmacher Pankraz Mair 11). An bisher unbekannten Meistersingern verzeichnen nun die Sitzungsberichte des Rates: Caspar Fallesy, den Gürtler Hans Nestler, Ulrich und Hans Nathmair, den Kürschner Heinrich Neßl, den Feilhauer Hans Müllner und Valentin Rüßlhueber. Leider erfahren wir nichts über die Lebensverhältnisse und Dichtungen dieser Vertreter der „lieblichen Kunst" Etwas ausführlicher berichten dafür die Protokolle über die Singschulen, deren Abhaltung um 1599 von der Bewilligung des Rates abhängig gemach wurde. In den meisten Fällen erfolgte die Erlaubnis nur unter der Bedingung, daß nichts „Verdrießliches oder Unglimpfliches“ vorkomme, daß sich der Supplikant „ergerlicher, verbottner“ oder „vnerborlicher gsäng“ enthalte und „dorbey gebühr¬ liche bschaidenheit gebraucht werde“. Zur Überwachung dieser Anordnung wurden in die Singschulen ab und zu Deputierte entsandt, so z. B. im Jahre 1612 Hans Mischer. Da die Verhandlungsschriften für die Jahre 1597 und 1598 fehlen, läßt sich nicht ermitteln, welche Gründe zu solchen Maßnahmen führten. Dock darf man annehmen, daß sie eine Folge der 1598 einsetzenden katholischen Refor¬ mation waren 12) In der Fastenzeit des Jahres 1600 probten die Kürschnergesellen ohne Wissen des Bürgermeisters und Stadtrichters für die Österfeiertage ein Spiel vom König Jophata und zogen bei diesem Anlaß mit Panzerhemden und Schlacht¬ schwertern angetan durch die Gassen der Stadt. Von den Meistersingern waren Nikolaus Lindtwurm und jedenfalls auch der aus Frankfurt am Main zuge wanderte Kürschnergeselle Peter Eckhardt in diese Angelegenheit verwicktelt. „In bedenckhung das es bei der hechern obrigkheit andert aufgenommen werden mechte", wurden die Beteiligten ernstlich ermahnt, sich hinfür solcher Aufführungen zu enthalten. Dieses Vorkommnis ist deshalb bemerkenswert, weil damit die Teil¬ nahme der Meistersinger von Steyr an dramatischen Spielen bezeugt wird 13) Die Verfasser der eingangs besprochenen Arbeiten vermuten als Versamm¬ lungsort für feierliche Singschulen die Schulkirche (Dominikanerkirche), auch die Spital- und Bruderhauskirche werden genannt 14). Diese Ansicht mag für manch¬ Veranstaltungen der Meistersinger zutreffen, die Verhandlungsschriften aus den Jahren 1599 und 1601 jedoch vermerken ausdrücklich die Abhaltung der Sing 10) Stadtpfarramt Steyr: Evangelische Matriken 1611 und 1612. 11) St. A., Np. 1623, S. 242. 12) Vgl. K. Eder, Studien zur Reformationsgeschichte Oberösterreichs, 2. Band: Glaubens¬ spaltung und Landstände in Österreich ob der Enns 1525 —1602, S. 288, 348 f. 13) St. A., Rp. v. 27. 3. 1600, S. 106’. Vgl. R. Stumpfl, a. a. O., S. 140 f. — Spiele der Handwerksgesellen werden auch 1578 erwähnt. In diesem Jahre wollten Messerergesellen „Ir angerichtes Spill oder Comedi“ öffentlich aufführen, was jedoch der Rat nicht gestattete. Rp. Bd 5 S. 712. 12) Nagl, Zeidler, Castle, a. a. O., S. 535. 165
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2