Oberösterreichische Heimatblätter Die Reiter erhielten am Morgen Trunk und Brot als Frühstück, mittags und abends die Schiffkost wie die Schiffleute samt Trunk und Brot. Die Pferde be¬ kamen dreimal täglich Hafer, so viel sie fressen wollten, aber kein Heu oder G'hack, letzteres hatten die Leute von daheim mit. Über Nacht schlugen die Pferdleute Zelte von Rohrdacken und Plachen auf, worin sie schliefen. Die Pferde wurden an die Futterbarren gehängt, mit einer Decke behangen und so standen sie über Nacht unter freiem Himmel in einer Au oder wo eben genächtigt wurde. Die Moral der Pferdeleute war nicht hoch anzuschlagen. Hat es sich ereignet, daß so ein Rosse¬ lenker eine „Dienstbare“ aufgezwickt und in sein Zelt über Nacht eingezaubert hat und wurde dies offenbar, so war der Spektakel schon fertig. Aus Neid wurde sie dann von den anderen ausgesagt. War zufällig noch von einem kolikkranken Roß die Klystierspritze vorhanden, so wurde sie gleich mit Wellsand und Wasser gefüllt und das arme Wesen wurde solange bespritzt, bis der Inhalt gar war. So ge schehen am 7. Juli 1843 in Muckendorf in Niederösterreich. Der Vorreiter und die anderen Reiter aßen mittags und abends ohne Tisch und Bank unter freiem Himmel, regnete es, dann unterm Zelt. Als Trinkgefäße hatten sie Pitschen, das Eßbesteck mußten sie selber mithaben, wenn sie nicht die Finger nahmen. Die Pferde übten ihre Zugkraft an der Zwiesel aus, die aus dem stärksten Seil angefertigt und mit Ketten und weiterem Seilwerk umflochten war. Die Pferde waren zum Teil paarweise, zum Teil einzeln angespannt (eingeschlagen). Bei Zusammengespannten trug nur eines einen Reiter, der zweite Mann ging lediglich als Aufleger mit. Bei Einzelngespannten trug jedes Pferd einen Reiter. Jedes Pferd hatte einen Sühl 24), das war ein starker hölzerner Reifen, der um die Mitte des Pferdes hinten und vorne herum ging, und durch diesen übte das Pferd seine Zugkraft aus. Der Sühl hatte am hinteren Teil einen eisernen Ning, in dem das Beilseil durch einen Knebel befestigt war. Das Beilseil ging an die Zwiesel und war dort eingebunden. Dort wo die Bespannung aufhörte, war die Zwiesel mit einem großen starken eisernen Ring versehen und dort war der Buesen eingebunden, das Seil, mit dem die Schiffe gezogen wurden. Er war am Hohenau verheftet. Jenes Seil, welches dazu benützt wurde, Biegungen (in der Schiffer¬ sprache „Krumpen“ genannt) leichter umfahren zu können, war das Prurseil2 Es gab Ecken, Schotterhaufen und andere Krümmungen, deren Umfahrung besonders bei kleinen Wasserständen den Schiffzügen arge Schwierigkeiten bereitete. Das Prurseil erleichterte dies. Es wurde an der Stoier des Hohenau verheftet, auf mehrere Seillängen an dem Buesen eingebunden und am Gransel des Hohenau mittels der Bremse, die nachgelassen und zugezogen werden konnte, festgehalten. Der Hohenau-Nebenbei und der Schwemmer-Nebenbei waren mit ihren Granseln anliegend an der Stoier des Hohenau, bezw. des Schwemmers mit dem Hängseil 22) Ferneberger schreibt Syl. 25) Die Prur ist der vordere Teil des Schiffes, wo die parallelen Wände in die Spitze zusammen gehen. 148
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2