Oberösterreichische Heimatblätter 4) Der Bock, welcher mit Bremse und Hängseil am Nebenbei die Steuerung der beiden Schwemmer fortwährend zu regeln hatte. Auf dem Schwemmer waren: 1) Der Schwemmer-Sößstaller, der den Anordnungen des Sößstallers am Hohenau unterstand. 2) Der Schwemmerstoirer und 3) Der Hilfsruderer, der mit dem Schwemmerstoirer die Steuerung des Schwemmers besorgte. Am Schwemmer-Nebenbei gab es wieder 1) einen Stoirer und 2) einen Hilfsruderer. Die Einstellplätten hatten die Bestimmung, beim Übersetzen über Seitenarme oder den Strom selbst die Pferde einzustellen und überzuführen. Während der Fahrt des Schiffzugs waren sie unter den Buesen gestellt, der in jedem Schiff in eine Furkel gelegt und durch eine Bremse festgehalten war. Auf diese Weise konnte der Buesen immer ober Wasser gehalten werden. In jeder der Plätten war ein Zillenführer. Diese waren, da sie immer mit dem nassen Seil zu tun hatten und beständig unter freiem Himmel waren, in ein ledernes Gewand, meistens aus Juchten, eingefügt. Wenn sie bei der Furkel nichts zu tun hatten, mußten sie sich in der Plätte liegend verhalten, da sie durch den aufgehenden Buesen hinausge¬ schnellt werden konnten, wodurch viele ertrunken sind. Am Land ging der Geschworene mit einem großen, mit Eisen beschlagenen Beißer, mit dessen Hilfe er dem Seil über Reitstecken, Baumstämme, Mauern und dergleichen hinweg half. Zu der Stelle eines Geschworenen nahm man meistens die gröbsten und rohesten Leute. Von den Schiffleuten hießen der Seilträger, der Bruckknecht, der Hohenau¬ stoirer und der Schwemmer-Sößstaller die Mehringer. Sie durften an der Tafel des Sößstallers teilnehmen. Der Schiffschreiber speiste allein eine Stunde vor der übrigen Mannschaft, bei schönem Wetter am Tabor 23) des Hohenau, bei schlechtem Wetter an einer gedeckten Stelle. Die übrigen Schiffleute speisten hinter der Stoierbrücke des Hohenau. Die Leute vom Nebenbei und die Schwemmerleute mußten sich Brot und Trunk zur Jause in Vorrat mitnehmen. Der Koch soff den ganzen Tag und der Hohenaustoirer hatte einen Holzver¬ schlag in der Größe wie der Stefansturm, in dem seine Pitsche ruhte. Er war den ganzen Tag im Freien und trippelte mit seiner Timonstange herum und da dürstete ihn beständig. Die Schiffleute trugen Stiefel aus Kuhleder von schwach lichtgelber Farbe. Seilträger und Bruckknecht modernisierten sich rasch, alle anderen blieben wie die Wilden. Bei den gewöhnlichen Schiffleuten traf es sich oft, daß die Kerle sich gar nicht kultivieren ließen und den Strick von der Weide noch lange nicht ver¬ loren. Zuerst, als sie eintraten, waren sie demütig und moralisch, als sie aber mit 23) Gewöhnlich Taber genannt. Der aus Laden zusammengefügte „Stand“ im Schiff. 146
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