Oberösterreichische Heimatblätter Festlichkeiten, vor allem von der herrlich klingenden Orgel. Zu Zeiten, als Ziber¬ mayr Volksschüler war, wirkte Anton Bruckner in St. Florian als Stiftsorganist. Der junge Zibermayr kannte den Meister der Töne nicht nur von seinem wunder¬ baren Orgelspiel, sondern auch von Meisterstücken ganz anderer Art, die sich im Schwimmbade abspielten. Als Zibermayr als Ministrant der Stiftskirche diente, war es für ihn eine Art Lebenstraum, einmal Augustinerchorherr zu werden. Die Welt eines anderen bedeutenden, aber doch etwas bescheideneren Klosters lernte der junge Gymnasiast in der Benediktinerabtei von Seitenstetten kennen. Dort vollendete er seine Gymnasialstudien, um dann an der Hochschule zu Wien Geschichte zu studieren. Im Wiener Institut für österreichische Geschichtsforschung der Bildungsstätte der jungen Geschichtsforscher Österreichs, hatte Zibermayr wie¬ derum einen Augustiner-Chorherrn von St. Florian, Professor Mühlbacher, zum Lehrer. Die Verbindung mit seinem „Heimatkloster“ riß kaum jemals ab. Als er im Jahre 1902 in Wien zum Doktor der Philosophie promoviert wurde, war es wiederum der Florianer Propst Sailer, der Zibermayr nachdrücklich aufforderte, sich um die eben ausgeschriebene Archivaxstelle am Linzer Landesarchiv zu be¬ werben. Der junge Historiker kam diesem Wunsche nach und wurde dem anderen Mitbewerber, dem Germanisten und späteren Professor Konrad Schiffmann vor¬ gezogen. So war Zibermayr ganz im Sinne der großen historischen und Historiker Tradition von St. Florian Landesarchivar geworden. Das Linzer Landesarchiv war erst kurze Zeit vorher im Jahre 1896 ins Leben gerufen worden und steckte damals noch völlig in den Kinderschuhen. Trotz dieses für den jungen Doktor etwas übereilten Dienstantrittes gab der beharrliche Oberösterreicher seine in Wien ge faßten Rom-Pläne nicht auf. Die Studienmonate in Rom waren für den jungen, bereits bestellten Archivar eine Art Weihe. Er benutzte sie emsig zu seiner weiteren Ausbildung, sowie zu einer Anzahl kleinerer Italienreisen. Mit diesen Streifzüger setzte der junge Landesarchivar eine Gepflogenheit seiner Studentenzeit fort. Da¬ mals durchwanderte er das Salzkammergut, bestieg den Ötscher und freute über jede seiner Heimatwanderungen. Im ersten Teile seiner wissenschaftlichen Studien hatte sich Zibermayr mit dem Klosterleben, vor allem mit den Reformen in den Klöstern beschäftigt. Diese Ar beiten entsprachen nicht nur der am Klosterwesen sehr interessierten, sondern auch der oberösterreichischen Einstellung Zibermayrs, standen doch in unserem Heimat¬ lande nicht die weltlichen Adeligen, sondern die Prälaten, die Abte und Pröpste der Landklöster in der ersten Reihe der Stände Oberösterreichs. Vom Kloster geht auch die zweite Arbeitsgruppe Zibermayrs aus; der Weg vom Kloster zur Wallfahrtskirche bedeutet vielfach nur einen Schritt, stehen doch beide oft in einem engen Zusammenhange. Im ausgehenden Mittelalter war die dem Kloster Mondsee zugeteilte Wallfahrtskirche zu St. Wolfgang neben Rom, Einsiedeln und Aachen der bedeutendste Wallfahrtsort des ganzen Abendlandes. Es heißt uns wieder einen tiefen Blick in das seelisch-geistige Leben Zibermayrs machen, daß ihn gerade der Regensburger Bischof St. Wolfgang besonders anzog 126
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