OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Sturmberger: Die Haft des Prinzen Nuprecht von der Pfalz im Schloß zu Linz dauer, soferne Kuefstein dagegen keine Bedenken hatte. Der Pfalzgraf gab dagegen sein fürstliches Wort und einen schriftlichen Revers 51). Bald zeigen ihn die spärlicher fließenden Quellen zu Besuch auf Schloß Kammer, wobei Kuefstein nur Bedenken hatte, ob das geplante Zusammentreffen mit dem Grafen Kheven hüller in Wien gerne gesehen würde 52) Die Entwicklung der Haft des Pfälzerprinzen läßt demnach eine fortschreitende Erweiterung seiner Rechte als Kriegsgefangener erkennen. Wesentliche Ein schränkungen wegen der Schwedengefahr oder wegen der Weigerung des Pfalz grafen, katholisch zu werden und in kaiserliche Dienste zu treten, sind keineswegs zu erkennen. Und trotz dieser allmählichen Entwicklung zu immer größer werdender Freiheit, wirkte die im Oktober des Jahres 1641 erfolgte Freilassung des Pfalz¬ grafen Ruprecht in diesem Spiel wie ein Deus ex machina. Am 23. Oktober meldete Kuefstein nach Wien, daß er Nuprecht auf mündlichen Befehl des Kaisers seine Freilassung bekanntgab, die auf „bewegliche Fürbitt seines Herrn Vettern, des Khönigs in Engelland“ erfolgte. Ruprecht erhielt zugleich den Auftrag, mit dem eiligst nach Linz reisenden englischen Botschafter sich zunächst an den kaiser lichen Hof nach Wien zu begeben und dann nach Belieben weiterzureisen 53). Der Pfalzgraf brachte dankerfüllt die Meinung zum Ausdruck, er erfahre nun als Wahrheit, was Kuefstein ihm so oft von des Kaisers und des Hauses Österreich Milde gesagt habe 54). Ein später durch den englischen Botschafter Thomas Nowe übermitteltes Present an Kuefstein und dessen Gemahlin ist das äußere Zeichen des Abschlusses dieser Geschichte der Gefangenschaft des Pfälzers in Linz Ruprecht der Cavalier gehört durch sein späteres Leben der englischen Ge¬ schichte an. Er war ein treibendes Element im Ringen der Stuarts mit dem Parlament und war auch ihr treuer Kämpfer, als sein Oheim Karl I. bereits auf dem Schafott sein Leben geendet hatte. Ein Korsarenleben im Dienste der Stuart'schen Restauration trieb ihn über den Ozean, verfolgt von der Flotte des Parlaments, und die 1660 erfolgte Wiederkehr des Hauses Stuart in England war nicht zuletzt seinem getreuen Paladin zu danken. An die Geschichte des Landes ob der Enns bindet den englischen Condottiere lediglich die kurze Episode seiner Haft auf der Linzer Burg, bedeutend vielleicht in ihrer Auswirkung auf die Gestaltung seines Lebens und als landesgeschichtliches Ereignis wohl eines jener einzelnen Momente, von denen Ranke meinte, ihre Anschauung habe in der Historie wegen ihrer Besonderheit und ihrer Beziehung zum Allgemeinen zweifellos ihren Wert. 51) Revers des Pfalzgrafen Rupert, Linz, 26. 2. 1641 und Schreiben des Erzherzogs Leopold vom 28. 2. 1641. 52) H. N. Starhemberg an Kuefstein, Köppach, 20. 5. 1641 und Kuefstein an Starhemberg, Hartheim, 22. 5. 1641. 53) Kuefstein an den Kaiser, Linz, 23. 10. 1641 und Ferdinand III. an Kuefstein, Wien, 3. 11. 1641. 52) Ebenda. 55) Thomas Nowe an Kuefstein, Wien, Dezember 1641. 123

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