OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter So mag sich die Einförmigkeit des Linzer Daseins durch kleine Ausflüge mit Kuefstein, etwa nach Schloß Hartheim, merklich gelöst haben 45) und es mutet köstlich an, wenn der calvinische Pfälzer zur Einweihung der Loretto-Kapelle mit Kuefstein nach Greinburg reiste. Als er am 21. Juni 1640 von dieser Fahrt nach Grein zurückkehrte, machte der Herzog von Lothringen beim Pfalzgrafen seine Visite. Er übermittelte den Gruß des Herzogs von Bayern und zugleich dessen Versicherung, er wünsche gerne, daß die Differenz zwischen dem bayrischen und dem pfälzischen Haus durch ein Traktat beigelegt werde “6). Dies stimmte den jungen Pfälzer ebenso fröhlich wie die aus Holland ihm zugebrachten Gerüchte, falls in England Friede werde, stünden die geworbenen Truppen seinem Bruder Carl Ludwig zur Verfügung für die Ziele des pfälzischen Hauses 47). Aber diese Heiterkeit, die sich des leicht zur Hoffnung neigenden Pfalzgrafen so schnell be¬ mächtigte, wich ebenso schnell und häufig starken Depressionen seines Gemütes Sie traten offen zu Tage, wenn bei Tisch oder bei anderen Gelegenheiten der Wunsch nach dem Glück der kaiserlichen Waffen ausgesprochen wurde 48). In Wien dachte man keineswegs an die Freiheit für den Gefangenen. Und wohl um etwaigen weiblichen Einflüssen einen Riegel vorzuschieben, trachtete man vom kaiserlichen Hoflager in Regensburg aus, ein Zusammentreffen des Pfalzgrafen mit der im Sommer 1640 durch Oberösterreich reisenden Kaiserin zu vereiteln. Kuefstein erhielt den strikten Befehl des Kaisers, auf jede Weise einen etwaigen Versuch des Prinzen, die Kaiserin incognito zu sprechen, zu verhindern 49. So verbrachte der Pfalzgraf den Winter 1640/41 im üblichen Ablauf der Tage, und Kuefstein fand es der Erwähnung würdig, daß der Pfälzer im eis¬ reichen Jänner die Zeit mit „dem gehen oder Schleyffen auf denen Niderländischen Schrittschuehen“ zubringe. Er genoß jedenfalls ein erhebliches Maß an Freiheit und Graf Kuefstein war der Ansicht, er habe wahrlich Ursache, die gnadenvolle Behandlung von Seite des Kaisers zu erkennen und zu rühmen, mehr als er dies vielleicht augenblicklich tue. Aber trotz dieses leichten Tadels, war Kuefstein weiterhin bedacht, dem Prinzen die Haft im Nahmen der Möglichkeiten leicht zu machen. Schon im Winter geplante Besuche auf der Schallaburg und bei Starhemberg zu Riedegg gehörten zu diesem Programm 50) Hatte einmal schon der Bruder des Kaisers zugunsten des Pfälzers inter¬ veniert, so tat er es auch im Februar 1641 mit Erfolg. Es begann nun bald das dritte Jahr der Haft des Sohnes des unglücklichen Winterkönigs, aber die Hilfe des Erzherzogs Leopold brachte ihm immerhin die erstrebte freie Bewegungsmög¬ lichkeit ohne Wache in Linz, die Jagderlaubnis, freie Besuche des obderennsischen Adels bis zu einer Tagesreise Entfernung mit allerdings beschränkter Aufenthalts¬ 45) Kuefstein an Leslie, 5. 5. 1640. 46) Kuefstein an den Kaiser, 15. 6. 1640 und Linz, 26. 6. 1640. 47) Kuefstein an den Vizekanzler, Linz, 10. 10. 1640. 48) Kuefstein an den Kaiser, Linz, 12.1. 1641. 20) Prikhelmayer an Kuefstein, Regensburg, 25. 8. 1640. 50) Kuefstein an den Kaiser, Linz, 12.1. 1641. 122

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