Sturmberger: Die Haft des Prinzen Ruprecht von der Pfalz im Schloß zu Linz gewiegelt würden und daß die Schweden zu einem Handstreich zur Befreiung des Pfälzerprinzen bewogen werden. Kuefstein wußte, daß das Land ob der Enns nicht in der Lage war, bei einem feindlichen Einfall wirkungsvollen Wider¬ stand zu leisten, im Lande selbst herrschte Unsicherheit, durch die Durchzüge ver¬ schiedenster Truppen und durch eigene Werbung sind Anhänger des Feindes ins Land gebracht worden, Kuefstein teilt dem Kaiser alle diese Bedenken mit und äußert den Wunsch, den Pfalzgraf wo anders hin zu bringen 27, Warburton schilderte die Bemühungen des Wiener Hofes, den calvinischen Prinzen durch das Lockmittel der Freiheit dem Katholizismus zu gewinnen und ihn zum Eintritt in den kaiserlichen Dienst zu bewegen 28). In Kuefsteins Korrespondenz mit Kaiser Ferdinand erscheinen diese gelinden Erpressungsversuche in wesentlich milderem Licht. Auch ist kein Auftrag des Wiener Hofes zu solchen Versuchen ersichtlich. Aus Kuefsteins eigenen Worten möge man die Harmlosigkeit dieser Bemühungen, die nach den anfänglichen Mißerfolgen augenscheinlich nicht wiederholt wurden, ersehen: „Habe auch neben meiner selbst wenigen conuersation in der Religion, erst neulich einen fürnemben Patrem Societatis an meinen Tisch, mit Ihme lang reden gemacht, zu dem endte, ob er sich, wo nit bekheren, doch zur Deprecation und Eurer Kay. May. diensten begeben möchte: khan aber noch zu kheinem einige Neigung verspühren, sondern merkhe, daß er ganz von seinem eltern bruedern und frauen Muetter dependiert“ 29). Gewiß treten noch öfter Jesuiten auf in diesem Spiel, aber sie gehörten zu den häufigen Gästen im Hause des Konvertiten Kuefstein, dessen Bekehrung der Beichtvater Ferdinands II., der Jesuit Lamormain sich zuschrieb 30). An dem Eintritt in kaiserliche Dienste hinderte Ruprecht jedoch nur der Gedanke, daß dies zum Nachteil seines Hauses sein könnte 31). Das Schicksal fügte es, daß das Wanderleben des Prinzen nach dem Sturze der Stuarts ihn vorübergehend in den Dienst des Hauses Österreich führte (1659/60) 32) Um die Mitte des Jahres 1639 machte der Pfälzer eine Kraftanstrengung, durch Erbieten seines fürstlichen Wortes beim Kaiser eine Lockerung seiner Haft zu erlangen. Doch bevor noch eine Antwort auf sein Bitten, als dessen Dolmetscher Kucfstein fungierte, erfolgte, gewann Ruprecht einen einflußreicheren Fürsprecher: Erzherzog Leopold Wilhelm, den Bruder Kaiser Ferdinands III. Dieser jüngere Sohn Ferdinands II., der vorher etliche Bistümer innehatte und dann die kaiserliche Armee erfolgreich gegen die Schweden führte, trat dem kriegsgefangenen pfälzischen Prinzen bei seiner Anwesenheit in Linz mit außerordentlicher Ritterlichkeit ent¬ gegen. Selbst Kuefstein meinte, Leopold habe „eine so löbliche manier und 27) Kuefstein an den Kaiser, Linz, 17. 6. 1639. 28) Vergleiche Kuefstein, Familiengeschichte, Bd 3 S. 291. 20) Kuefstein an den Kaiser, Linz, 17. 6. 1639. 30) R. Stiegele, Biographie d. W. Lamormaini, Hist. Jahrb. 27 (1907) S. 558; vgl. Kuefstein, Familiengeschichte, Bd 3 S.252. 31) Kuefstein an den Kaiser, Linz, 2. 7.1639. 32) Allgemeine Deutsche Biographie Bd 29 S. 743 ff. 119
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