OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Sturmberger: Die Haft des Prinzen Ruprecht von der Pfalz im Schloß zu Linz die der Weg zum Markt dort vorbeiführe, Bedenken hatte und befürchtete, es könnte ein „Rumor“ entstehen 16). Trotz der Ablehnung des Kaisers hielt der Pfalzgraf zäh seinen Wunsch nach dem Besuch des Ballhauses aufrecht. Bereits im April kam der erste Gruß aus dem Westen, Briefe der Mutter und der Schwestern, sowie von Freunden. Dieser Briefwechsel riß während der ganzen zweijährigen Haft nicht ab. Der Venezianische Ambassadore übermittelte an den Landeshauptmann ein ganzes Paket Briefe für den Prinzen 17).Die Winterkönigin, seine Mutter, meint, er sei in Köln und fürchtet, daß man ihn nach Wien bringe. Sie bittet ihn, auch falls der englische König, ihr Bruder ihm raten würde, sein Ehrenwort zu geben, daß er nicht fliehen würde, dies keinesfalls zu tun, denn das würde alle Bemühungen für ihn lähmen. In mütterlicher Sorge erklärt die stolze Frau, die in ihrem Leben soviel Unglück erdulden mußte, sie werde für ihn nichts sparen. Sie baute auf seine Stand¬ haftigkeit, daß er seinem Glauben und seiner Partei die Treue halten werde 18, Kuefstein war ein genauer Berichterstatter und seinem scharfen Auge war nicht entgangen, daß der Rat der Mutter, das Ehrenwort zu verweigern, und die Warnung vor Gift im Brief seiner Schwester Elisabeth, den Prinzen unangenehm berührte und daß er seine Verlegenheit mit den Worten verwischen wollte, die Weiber hätten so ihre Einfälle. Kuefstein erklärte dem Prinzen, daß seine Schwefter vom Kaiser und vom Hause Österreich nicht so böse Dinge hätte befürchten müssen. Ruprecht deutete bereits damals dem Leutnant der Wache an, er würde das Ehrenwort trotz der Gegnerschaft seiner Familie auf Verlangen geben. Kuefstein wußte wohl, daß bei größerer Freiheit des Prinzen sich seine eigene Verantwortung vergrößere, doch wollte er für volle Sicherheit bürgen, falls dem Prinzen diese größeren Bewegungsmöglichkeiten wie Spazierengehen, Ball¬ spiel usw. gewährt würden 19). Er wurde immer mehr zum Fürsprecher des Gefangenen und der entlassene Franzose Haust, der bei Verwandten und Freunden Nuprechts von der Art der Haft erzählte, rühmte diesen die korrekte Haltung des Landeshauptmanns. Lord Graven, der einst mit Ruprecht gemeinsam in Kriegs¬ gefangenschaft geriet, schrieb an den Prinzen, es sei ein nicht geringer Trost, ihn in der Hand eines so höflichen und vornehmen Cavaliers zu wissen, wie Graf Kuefstein einer sei 20). Auch die Schwester Ruprechts hatte von Haust erfahren, daß die Haft ihres Bruders in Linz noch viel verdrießlicher und einsamer sei als in Westphalen und daß Ruprecht außer der Gesellschaft des Grafen Kuefstein und dem Lesen von Büchern keine Möglichkeit habe, seine Vernunft zu gebrauchen. Sie hat so viel Gutes über Kuefstein gehört, daß sie meint, ihr Bruder sei bei ihm mehr in einer Schule als in einem Gefängnis. Sie hegt die Hoffnung, daß 16) Kuefstein an den Kaiser, Linz, 31.3. 1639. 17) 7.4. 1639. Das Schreiben Ferdinands III. vom 10. 4. 1639 enthielt Anweisungen be¬ züglich dieser Korrespondenz. 18) Königin Elisabeth an Ruprecht, Haag, 7.2. 1639. 19) Kuefstein an den Kaiser, Linz, 19.4. 1639. 20) Graven an Ruprecht, Forchheim, 21.5. 1639. 117

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