OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Sturmberger: Die Haft des Prinzen Ruprecht von der Pfalz im Schloß zu Linz auch durch Graf Kuefstein, der wohl noch ganz der Gegenreformation angehört, aber von ihrer Derbheit gleich weit entfernt ist, wie er dem Cavalier der frühen Barockzeit nach dem Kriege bereits nahe kommt 7) Kuefstein erfuhr Anfang Februar 1639 durch das Auftreten eines kaiserlichen Tapezierers im Schloß zu Linz, daß die Absicht bestehe, den kriegsgefangenen Pfalzgrafen nach Linz zu bringen. Seine Anfrage an den Obersthofmeister Graf Trautmannstorff8) kreuzte sich mit dem kaiserlichen Befehl, in dem Ferdinand III. dem Landeshauptmann ob der Enns kurz mitteilte, er habe be¬ schlossen, den gefangenen Pfalzgrafen „Nobertum“ bis auf weiteres im Linzer Schloß „enthalten“ zu lassen. Wenn der Pfalzgraf in Kürze in Linz eintreffe, soll Kuefstein ihn übernehmen. Als Aufenthalt waren dem Prinzen die Zimmer zugedacht, die Erzbischof Philipp Christoph von Soeter, der Kurfürst von Trier, auf der Burg zu Linz bewohnt hatte. Der Kurfürst war wegen seiner Beziehungen zu Frankreich der Reichsacht verfallen und 1636/37 zu Linz in Gewahrsam ge¬ halten 9). Das kaiserliche Schreiben enthielt noch die Mitteilung, daß die Wache durch den Hofkriegsrat verordnet werde und die Hofkammer zu Vorkehrungen für den Unterhalt des Prinzen angewiesen sei 10). Der Landeshauptmann konnte nichts über die Art der Haft ersehen und bat um Befehle in dieser Richtung. Die bald aus Wien eintreffenden Weisungen zeigten ihm, daß man dort nicht gesonnen war, dem Prinzen gegenüber allzu großmütig zu sein. Er durfte vor läufig nur zwei Personen zu seiner Verfügung haben, durfte das Schloß nicht verlassen und außer Kuefstein keine Besuche empfangen. Der Landeshauptmann wird zur laufenden Berichterstattung und zur strengen Überwachung der Korre spondenz des Wittelsbachers angehalten 11). Nachdem am 6. März 1639 aus Regensburg der Abtransport Ruprechts nach Linz angekündigt worden war 12), traf am 8. März 1639 der Sohn des Winterkönigs zu Schiff in Linz ein. Er war begleitet von vier Dienern und eskortiert von Oberst Corasco mit 16 Soldaten. Kuefstein empfing ihn und teilte ihm den Befehl Ferdinands mit, daß er im Schloß zu Linz festgehalten werde. Ruprecht trug schwer an seinem Geschick. Auf die Mitteilung Kuefsteins ist er „ganz erblichen und khlaymuettig' geworden. Nach der Wagenfahrt durch die Stadt und einem Abendessen bei Kuefstein bezog der Pfalzgraf seinen „Arrest" das Schloß zu Linz 13) Noch bevor der Pfalzgraf in Linz eingetroffen war, hatte sich der englische Resident in Wien Dalliers eingeschaltet und die Erlaubnis zu einer Unterredung *) Vergleiche dazu C. J. Burckhardt, Der honnête Homme, in: Gestalten und Mächte (1941) S. 73 ff. 8) Kuefstein an Trautmannstorff, Linz, 5. 2. 1639. *) Kuefstein, Familiengeschichte, Bd 3 S. 288. 10) Ferdinand III. an Kuefstein, Wien, 29.1. 1639. 11) Ferdinand III. an Kuefstein, Wien, 18. 2. 1639 12) Oberst Nicrum an Kuefstein, Regensburg, 6. 3. 1639. 13) Kuefstein an den Kaiser, Linz, 9. 3. 1639. 115

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