OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter Die Haft des Prinzen Ruprecht von der Pfalz im Schloß zu Linz Eine Episode aus dem Dreißigjährigen Krieg Von Dr. Hans Sturmberger (Linz) Das Land ob der Enns hatte in den Jahrzehnten des Ringens um die Stellung des Protestantismus und die ständischen Rechte, die dem Dreißigjährigen Krieg vorausgingen, stets gute Beziehungen zur calvinischen Pfalz. Die kur¬ pfälzischen Wittelsbacher rückten immer mehr an die führende Stelle des deutschen Protestantismus der radikaleren Richtung, während die lutherischen Fürsten häufig noch durch die Hemmungen, die sie gegen Kaiser und Reich empfanden, in ihrem Handeln gelähmt waren. Die ziemlich engen Beziehungen des Ständetums im Land ob der Enns zu Heidelberg gewannen ihren Höhepunkt, als Böhmen sich gegen das Haus Österreich erhob und den calvinischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zum König von Böhmen wählte. Damals waren die rebellischen Stände ob der Enns im Bunde mit dem aufrührerischen Böhmen und als am Weißen Berg das Heer des Winterkönigs von den kaiserlichen Waffen geschlagen wurde, focht auch eine Truppe des Landes ob der Enns gegen Habsburg. Es hatte nicht nur die Machtentfaltung des mitteleuropäischen Protestantismus einen entscheidenden Stoß erhalten, es war nicht nur die Staatswerdung Österreichs in eine entscheidende Epoche ihrer Entwicklung getreten und der Auftakt zu einem 30 Jahre währenden Ringen gegeben worden, auch das persönliche Schicksal eines Mannes und eines deutschen Fürstenhauses erfüllte sich: das Schicksal des Winter¬ königs und des Hauses Wittelsbach-Pfalz. Fast noch ein Knabe, hatte Friedrich von der Pfalz die stolze Tochter Jakobs I., Elisabeth von England gefreit und Shakespeare selbst hat das letzte Werk, das er geschrieben, den „Sturm“, als Festspiel zur Vermählung des Pfälzers mit der Stuartprinzessin dargeboten *). Als Friedrich, hochgetragen von den Wogen des böhmischen Aufstandes und der Politik der „Union", die Krone Böhmens errungen hatte, gebar ihm im Dezember des Jahres 1619 die Königin von Böhmen einen Sohn, der von den Böhmen freudigst als Erbe der Wenzels krone begrüßt wurde: Ruprecht von der Pfalz, später Nuprecht der Cavalier genannt 2). Die Niederlage der Böhmen vor Prag zwang die Familie des Winter¬ königs zur Flucht vor der Acht Ferdinands II. nach den sicheren Niederlanden. Dort wuchs auch Ruprecht der Cavalier heran. *) A. Chroust, Die Hochzeit des Winterkönigs. Aufsätze und Vorträge zur fränkischen, deutschen und allgemeinen Geschichte (1939) S. 128 ff. 2) Nach der Allgemeinen Deutschen Biographie, Bd 29 S. 743 ist Nuprecht am 18. 12. 1619 geboren, nach K. Kuefstein, Studien zur Familiengeschichte Bd 3 (1915) S. 289, jedoch erst am am 27. 12. 1619. 112

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