Oberösterreichische Heimatblätter festgestellt werden 54) und im südöstlichen Bayern liegt ein ähnlicher Befund vor 55). Auch in wirtschaftlicher Hinsicht scheinen sich die Träger der zwei Kulturen nahe zu stehen. Während die Mondseeleute sicherlich Ackerbau, Gemüse¬ und Obstbau, Viehzucht und Weidewirtschaft, daneben auch Fischfang und Jagd betrieben, scheint bei den Schnurkeramikern und Glockenbecherleuten die Jagd vorzuherrschen. Das geht vor allem aus den Grabbeigaben hervor. Wir finden in schnurkeramischen Gräbern nicht selten Geweihäxte, ferner durchbohrte Zähne von Hund und Eber, die als Anhänger getragen wurden, in den Gräbern der Glockenbecherkultur erscheinen häufig Pfeilspitzen und Armschutzplatten. Diese letzteren hatten die Aufgabe, die linke Hand vor der zurückprallenden Bogen¬ sehne zu schützen und wurden daher an die Innenseite des Handgelenkes gebunden. In Österreich liegen mehrere Funde von solchen rechteckigen Armschutzplatten vor. Man muß den Trägern der zwei jungneolithischen Kulturen aber auch eine etwas kriegerische Haltung zubilligen in Anbetracht der in der Schnurkeramik häufig aufscheinenden Streitäxte und der Kupferdolche in Glockenbechergräbern. Natürlich wird den Schnurkeramikern und den Glockenbecherleuten auch die bäuerliche Wirt¬ schaftsform nicht ganz fremd gewesen sein, wobei jene vielleicht mehr zum Weide¬ bauerntum neigten, denn sie drangen auch in die Schotter- und Moränengebiete vor, während diese den Ackerbau vorzogen und dementsprechend fruchtbare Gebiete, insbesondere Lößböden, bevorzugten. Im Jahre 1938 wurde im Wäldchen des Wasserwerkes in Scharlinz vom Landesmuseum ein schon fast ganz zerstörtes jungsteinzeitliches Grab gehoben. Von dem Skelett, das sich wahrscheinlich in Hockerstellung befunden hatte, konnte der Schädel noch zusammengesetzt werden. Er ließ sich als nordischer Langschädel erkennen. An Beigaben wurden aus dem Aushub die Bruchstücke eines Ton¬ gefäßes geborgen, das sich gleichfalls halbwegs zusammensetzen ließ. Es konnte nach Form und Verzierung der Schnurkeramik zugewiesen werden. Der Hals des Gefäßes ist abwechselnd mit horizontalen Reihen von Einstichen und echtem Schnurornament bedeckt, der Bauch ist netzartig von Einstichen überzogen 56) (Abb. 54). Außer diesem Grab gibt es in Oberösterreich noch eine Reihe von Einzel¬ funden, es handelt sich vor allem um Streitärte, durch die die schnurkeramische Kultur in unserem Lande bezeugt wird. In Kleinmünchen bei der Eisenbahn¬ brücke fand sich eine facettierte Streitaxt (Abb. 58), aus Freudenstein (Gem. Feld¬ kirchen, Bez. Urfahr), Punzing (Gem. Waizenkirchen, Bez. Grieskirchen, Abb. 59), Kematen (Bez. Grieskirchen, Abb. 60) und Gaisbuchen (Gem. Natternbach, Bez. Grieskirchen, Abb. 56) stammt je eine Streitaxt von verwaschener Form mit 5*) K. Schirmeisen, Leicht und schwer bewegliche Völkergruppen der Steinzeit, Sudeta 1936 S. 59; ferner Nachrichtenblatt für deutsche Vorzeit 1936 S. 14. 55) M. Hell, Schnurkeramik und Glockenbecher im Alpenvorland, Wiener Prähistorische Zeitschrift 1941 S. 64—73. 56) F. Stroh, Ein schnurkeramisches Hockergrab in Linz a. D., Germania 1940 S. 82 —85. 110
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