Kneidinger: Die Steinzeit Oberösterreichs standen und daß die Flußtäler, Flüsse und Seen die Verkehrswege bildeten, auf denen sich der damalige Handelsverkehr abspielte. Die Pfahlbauten am Abfluß der Seen würden dadurch ihren Sinn bekommen. Leonhard Franz weist darauf hin, daß vielleicht bereits damals der Kupferhandel aus dem Salzburgischen (Mitterberg) eine Rolle spielte. Die Hauptverkehrsader vom Süden nach dem Norden könnte vom Salzachtal durch den Talgau zum Mondsee, Attersee und durch das Trauntal zur Donau gegangen sein. Die Donau selbst wurde wahr¬ scheinlich auch schon als Verkehrsweg benützt, worauf die Funde einiger Stein¬ beile und eines Dolches der Mondseekultur im Greiner Strudel hindeuten 50 Nach den zahlreichen Funden zu schließen, müssen wir mit einer ausgiebigen Besiedlung unseres Landes durch die Mondseeleute rechnen 51). Es gibt aber in Oberösterreich noch andere spätneolithische Kulturreste, die wegen ihrer geringen Zahl eher auf vereinzelte Vorstöße fremder Stämme in unser Gebiet hinweisen. Es handelt sich um die Spuren der schnurkeramischen Kultur und der Glockenbecherkultur, welche beide durch Grabfunde in Scharlinz belegt werden konnten. Die Schnurkeramik, benannt nach der eigenartigen Verzierung auf Ton¬ gefäßen, die von abgedrückten Schnüren herzurühren scheint, wird als eine nordische Kultur bezeichnet, als deren Zentrum man Thüringen und Sachsen angibt, von wo sie sich in jungneolithischer Zeit weit verbreitet hat. Durch Böhmen und Mähren ist sie in das östliche Niederösterreich, ins Burgenland und nach Westungarn vorgedrungen, in welchen Gebieten sie allerdings nur mehr stark verändert auftritt 52). Nach Oberösterreich ist sie entweder von Böhmen oder von Bayern her eingedrungen. Die Glockenbecherkultur, die ihren Namen von den zonal verzierten, glockenförmigen Tongefäßen hat, ist der Herkunft nach eine westeuropäische Kultur, die über Mittel- und Süddeutschland in die Sudeten und Donauländer vorgerückt ist. Auch von ihr wurden Funde zunächst im öst¬ lichen Teil Österreichs gemacht, die dort die Verbindung zwischen den mährischen und ungarischen Glockenbecherfunden herstellen 53). Die oberösterreichischen Funde können am ehesten mit der bayrischen Glockenbecherkultur in Beziehung gesetzt werden, wenn man nicht etwa eine rückläufige Bewegung vom Osten Österreichs nach dem Westen annehmen will. Zwischen beiden im Jungneolithikum auftretenden und bis in die frühe Bronzezeit fortlebenden Kulturen lassen sich enge Beziehungen feststellen, was eine starke gegenseitige Kulturbeeinflussung mit sich bringt. Bei Brünn konnte sogar eine gemeinsame Wohngrube der Schnurkeramik und Glockenbecherkultur 5) J. Kneidinger, Der Greiner Strudel als urgeschichtliche Fundstätte, Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien 1942 S. 278 —290. 51) R. Pittioni, Urzeitlicher Siedlungsraum in Österreich (Wien 1947). 52) N. Pittioni, Zur Frage der Schnurkeramik in Österreich, Forschungen und Fortschritte 1939 S. 343 —344 52) K. Willvonseder, Die Glockenbecherkultur in Österreich, Forschungen und Fortschritte 1932 S. 365 — 366. 109
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