OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter ist besiedelt und nur die unwegsamen Waldgebiete des Kobernaußer- und Haus¬ ruckwaldes haben sich als fundleer erwiesen. Bei den gemachten Funden handelt es sich zum größten Teil um Einzelfunde, doch verdichten sie sich stellenweise so sehr, daß man in diesen Gebieten mit Siedlungen rechnen muß. Ob die Mondsee¬ kultur die Ennsgrenze im Osten wesentlich überschritten hat, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Auf alle Fälle ist sie im Ennstal noch kräftig vertreten, wie die Werkstätte an der Langsteinerwand bei Laussa und die Funde im Mühl¬ bachgraben (Sonnbichl, Rebensteinmauer) beweisen 10). Einzelne Streitäxte vom Mondseetypus fanden sich auch noch weiter östlich, nämlich im mittleren Nieder¬ österreich bei Krems und Hollabrunn “1). Im Westen unseres Landes scheint im allgemeinen der Inn die Mondseekultur gegen die verwandte Altheimer Kultur abzugrenzen. Nach Norden hat sich die Pfahlbaukultur bis zur Donau ausge¬ breitet, ja sie hat die Donau sogar überschritten und ist auch ins südliche Mühl¬ viertel eingedrungen. Dafür sprechen die bei Mauthausen in der obersten Lö߬ schicht über dem Heinrichsbruch aufgedeckten Wohngruben und die Siedlung der Mondseekultur von Edtsdorf (Gem. Engerwitzdorf) im Gallneukirchner Becken 42 Unter dem Fundmaterial dieser letzten Siedlung (Abb. 38 —53) befindet sich auch das Bruchstück einer schönen Knaufaxrt aus Serpentin (Abb. 38). Nordische Knaufäxte wurden übrigens im Mühlviertel noch mehrmals gefunden (Franken¬ berg, Niederlebing, Ottensheim, Au bei Mauthausen und Mauthausen). In jüngster Zeit kam bei Bodendorf auch das Bruchstück eines nordischen Sichelmessers aus Feuerstein zutage (Abb. 63). Knaufäxte und Sichelmesser aber sind für die Mondseekultur typisch und so ist es augenscheinlich, daß diese Kultur im südlichen Mühlviertel Fuß gefaßt hat. In das Gebirge, in die Alpen, scheinen die Leute der Mondseekultur gleichfalls eingedrungen zu sein, wenn auch vielleicht nur zögernd. Sie benützten dabei in erster Linie die Haupttäler, wie z. B. das Salzachtal. Denn auf dem Rainberg in Salzburg und auf dem Götschenberg bei Bischofs¬ hofen konnten Höhensiedlungen aus der Pfahlbauzeit festgestellt werden 43). Das Fundmaterial von den Pfahlbausiedlungen gibt uns Auskunft über ihre Zeitstellung. Die Funde der Station See, die Knaufäxte, Sichelmesser und Kupfer¬ geräte, deuten auf das Ende der jüngeren Steinzeit. Aus der Station Seewalchen 40) G. Kyrle, Jungsteinzeitliche Funde aus dem Flußgebiet der Enns, Wiener Prähistorische Zeitschrift 1918 S. 42. — G. Kyrle, Lausa, in: Ebert, Reallexikon der Vorgeschichte VII, S. 250. — K. Willvonseder, Die ur- und frühgeschichtliche Forschung in Österreich, Narichtenblatt für deutsche Vorzeit 1934 S. 44 und 1935 S. 81. 41) L. Adametz, Eine vielkantige Streitaxt aus dem Überschwemmungsgebiet der Traisen¬ mündung, N. H., Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien 1937 S. [30]—[31). 22) E. Theuer, Zwei neolithische Siedlungen im Mühlviertel, Wiener Prähistorische Zeit¬ schrift 1924 S. 25—28. — A. Mahr, Die älteste Besiedlung des Ennser Bodens, Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien 1916 S. 1—36. — P. Karnitsch, Die vorgeschicht¬ liche Besiedlung des oberösterreichischen Mühlviertels, Sudeta 1933 S. 21 —39. — J. Kneidinger, Jungsteinzeitliche Funde aus dem Gallneukirchner Becken, Heimatgaue 1934 S. 138—148. 43) G. Kyrle, Urgeschichte des Kronlandes Salzburg, Österreichische Kunsttopographie XVII (1918). 106

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