Oberösterreichische Heimatblätter rücksichtslose Beschädigung von Büchern, wie immer nicht geklärt. Es wäre sehr zu wünschen, Herausschneiden von Tabellen und Abbildungen daß dieser reichhaltige Bücherbestand unserer mittels Rasierklingen ist vorgekommen. Aus¬ Heimat erhalten bliebe. leihefristen werden bedeutend überschritten und Eine große Arbeit ist dem Institut durch öftere Einmahnungen unberücksichtigt gelassen. die anbefohlene Säuberung der öffentlichen Solchen Übelständen kann nur eine scharfe Bibliotheken, Schulbüchereien, Leihbibliotheken Handhabung des Ausleihedienstes einiger¬ und Buchhandlungen vom nationalsozialistischen maßen steuern, eine Maßregel, die von Be Schrifttum erwachsen. Nach den Weisungen nützern oft sehr übel vermerkt wird. des Bundesministeriums für Unterricht mußten Den berechtigten Wünschen der geistig solche Druckwerke an die Studienbibliothek als Sammelstelle für Oberösterreich abgeführt interessierten Kreise, daß die wichtigsten Neu¬ werden. Kaum waren die 77.000 Bände ver¬ erscheinungen auf dem Büchermarkt angekauft zeichnet, erschien Ende März 1947 der Befehl werden, kann leider bei den beschränkten Geld¬ zur Vernichtung der Bestände. In den ersten mitteln nicht entsprochen werden. Wie die Er¬ Apriltagen wurden die Bücher mit einem Ge¬ samtgewicht von 22.000 Kilogramm in der Papierfabrik Nettingsdorf bei Linz einge¬ stampft. fahrung lehrt, bekommen gerade die wissen¬ schaftlichen Institute in Notzeiten einschneidende Sparmaßnahmen am stärksten zu spüren. Wie soll die Studienbibliothek an größere Neu¬ erwerbungen denken, wenn ihr monatlich nur 500 Schilling zur Verfügung stehen? Bei den gegenwärtig sehr hohen Bücherpreisen läßt sich mit einem so geringen Geldverlag nicht viel nachschaffen. Großes Entgegenkommen bewies der Bri¬ tish Council, die kulturelle Vertretung Gro߬ britanniens in Wien, der durch die Vermitt¬ lung des Kulturamtes der Stadt Linz für den Lesesaal viele englische Wochen- und Monats¬ zeitschriften, darunter reich illustrierte, kosten¬ los beistellte. Sie umfassen alle Wissenszweige und werden sehr fleißig benützt. Mit einer großen Bücherspende stellte sich im Juni 1947 das amerikanische Volk ein. Es ließ durch die Militärregierung der Studienbibliothek 500 Schulbücher in englischer Sprache übergeben und ermöglichte dadurch den Jugenderziehern einen interessanten Einblick in den Schulbetriel an den amerikanischen Volks- und Mittel schulen. Lebhaft bemühte sich die Studienbibliothel um die Erwerbung der seit 1945 im Stifte St. Florian vollkommen brach liegenden Bücherei des ehemaligen Deut¬ schen Rundfunks. Mit rund 6000 Bän¬ den umfaßt sie neueste Werke der Musikge¬ schichte, der allgemeinen europäischen Ge¬ schichte, der Literatur und Volkskunde sowie Quellensammlungen zur deutschen Geschichte. Alle Zweige der Kunst sind in Prachtwerken vertreten. Leider ist die Eigentumsfrage noch 88 Hoffentlich gelingt es in kürzerer Zeit, daß das Gebäude der Studienbibliothek zur Gänze wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zuge¬ führt wird. Da gegenüber der Vorkriegszeit der Leserkreis um das zwei- bis dreifache ge¬ stiegen ist, benötigt die Bibliothek dringend ihre alten Näume. Einen wichtigen Bestandteil unseres ober¬ östereichischen Kulturschatzes bilden die Klo¬ sterbibliotheken. In den langen Jahr¬ zehnten des Friedens und wirtschaftlichen Wohlstandes kargten die Ordenshäuser nicht mit den Mitteln zur Förderung der Wissen¬ schaft. Einen bedeutenden Ruf genossen durch ihr Reichhaltigkeit die Bibliotheken von Sankt Florian und Kremsmünster. Das Stift Sankt Florian pflegte von jeher besonders das theo¬ logische und historische Schrifttum und so kam dort eine Bücherei von mehr als 100.000 Bän¬ den zusammen, die in der wissenschaftlichen Welt weit über den Rahmen Oberösterreichs hinaus Geltung hatte. Schon die Notzeiten nach dem ersten Welt¬ krieg brachten die Klöster in harte Bedrängnis. Sie sahen sich zum Verkauf wertvoller Stücke ihres Kulturbesitzes, darunter auch von Hand¬ schriften und Wiegendrucken gezwungen. Das von einem Bibliotheksfachmann beratene Bun¬ desdenkmalamt suchte zwar eine Abwanderung von Kostbarkeiten ins Ausland zu verhindern. Dennoch ging manch wertvolles Stück für unsere Heimat verloren.
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