OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Berichi e wurde eine ausführliche Statistik erhoben, die Die oberösterreichischen Bibliotheken im im 2. Bande der Minerva-Handbücher, Abt. 1: Kriege und in der Nachkriegszeit Bibliotheken, Bd 2: Österreich (Berlin-Leipzig Von Dr. Eduard Straßmayr (Linz) 1932) veröffentlicht ist. Darnach zählte unser Eine furchtbare Tragik liegt über den Staat 518 wissenschaftliche Büchereien mit rund 11½ Millionen Bänden, 760.000 Hand¬ Bibliotheken des Deutschen Reiches. Erst all¬ schriften und 29.000 Wiegendrucken. Alle über¬ mählich erfahren wir, welche ungeheuren Ver¬ luste diese Rüstkammern deutschen Geistes¬ ragt an Bedeutung die Österreichische National¬ lebens erlitten haben. Unter dem Schutt alte bibliothek in Wien mit rund 2 Millionen Bän¬ Städte ist ein beträchtlicher Teil der wissen den. Ihre führende Stellung im österreichischen Geistesleben, ihr europäischer Ruf beruht auf schaftlichen Bibliotheken begraben. Das einst dem kostbaren Schatz von 35.000 mittelalter¬ gerühmte deutsche Bibliothekswesen mit seinem lichen Handschriften, 32.000 Papyri, 9000 Wie¬ vorbildlichen gesamtdeutschen Leihverkehr ist zerstört. Die Bibliotheken Deutschlands besaßen zu Kriegsbeginn rund 56 Millionen Bände. Durch Abtrennung der Gebiete Ost¬ preußen, Pommern und Schlesien gingen 31 Bibliotheken mit mehr als 3½ Millionen Büchern verloren. Wie einem Bericht der Bibliothekstagungen zu entnehmen ist, die im Herbst 1946 in Stuttgart, Berlin und Ham¬ burg stattfanden, muß mit einem Gesamtver lust von 30% der alten Bücherbestände, alse von rund 19 Millionen Bänden gerechnet werden. Darunter befanden sich kostbare Hand¬ schriften, Inkunabeln und zahlreiche Unica. Das Gebäude der Preußischen Staatsbibliothek Berlin, die zu den großen vier Weltbiblio¬ theken zählte, ist wegen Kriegsschäden un¬ benützbar. Die Reichstagsbibliothek (400.000 Bände), die Universitätsbibliotheken Breslau (675.000 Bände) und Münster (660.000 Bände und die Landesbibliotheken Karlsruhe (380.000 Bände) und Kassel (400.000 Bände) sind voll¬ kommen vernichtet. Andere bedeutende Büche reien haben ihre Bestände bis zu 60% ein¬ gebüßt. Schmerzlich sind die Verluste durch Verlagerung und Beschlagnahme. Da zahl¬ reiche Bibliotheken ihre Kataloge zur Gänze verloren, ist der Ausleiheverkehr lahmgelegt oder sehr stark eingeschränkt. Wie steht es mit dem Bibliotheks¬ wesen in Österreich? Im Jahre 1931 *) Aus einem am 10. Oktober 1947 im Nahmen der Linzer Volkshochschule vom ober¬ österreichischen Musealverein und Landes¬ museum veranstalteten Vortrag. 86 gendrucken und unzähligen seltenen Druck¬ werken, die zum Teil aus einstigem Kloster¬ besitz stammen. Mit berechtigtem Stolz weisen wir immer wieder auf die Bibliotheken unserer noch be¬ stehenden Klöster hin, die auf eine Kultur¬ arbeit bis in die Karolingerzeit zurück hin¬ weisen können. Im Jahre 1931 verzeichneten Kremsmünster, Lambach, Reichersberg, Schlägl, Schlierbach, St. Florian und Wilhering ins¬ gesamt 415.000 Bände, 3239 Codices und 2730 Inkunabeln. Erfreulicherweise hat die Nationalbibliothek ihre reichhaltigen Bestände, die zum Teil in Bergwerkstollen des Salzkammergutes geborgen waren, unversehrt über die Kriegsjahre hin¬ übergerettet. Hingegen erlitten mehrere Wiener Büchereien durch Verlagerung in Gegenden Niederösterreichs, die gegen Kriegsende zum Schauplatz von Kampfhandlungen geworden waren, harte Einbußen. Am schwersten wurden die Universitätsbibliotheken Wien und Graz be¬ troffen. Auf Grund der bis jetzt vorliegenden Berichte muß der Schaden der österreichischen Bibiliotheken auf mehrere hundertausend Bände geschätzt werden. Wenn wir uns nun mit den oberösterrei¬ chischen Bibliotheken in der Kriegs- und Nach¬ kriegszeit beschäftigen, müssen zunächst die Ge¬ schicke der Studienbibliothek in Linz näher verfolgt werden. Sie soll ja der Kristal¬ lisationspunkt des Bibliothekswesens in unserer Heimat sein und die Aufgaben erfüllen, die in anderen Ländern mit Hochschulen den Univer¬ sitätsbibliotheken obliegen. Der im Jahre 1933

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