Oberösterreichische Heimatblätter viel mehr als bisher zu beachtenden Begriff des naturnahen Bauens bei allen Bau¬ werken, die in die freie Natur gestellt werden. Alles, was mit den landschaftsbedingten Formen und Linien im Widerspruche steht, ist zu vermeiden. Bei Straßen- und Wasserbauten sind scharfkantige Böschungen abzurunden und sogleich wieder zu begrünen, schöne Bäume oder Baum¬ gruppen sind möglichst zu schonen, für den Nachwuchs von bodenständigen Bäumen und Sträuchern ist im Bereiche der Bauwerke vorzusorgen, Ufersicherungen sind unter weitgehender Bedachtnahme auf die Wiederherstellung des natürlichen oder naturnahen Zustandes unter möglichster Ver¬ wendung von lebendem Material durchzuführen u. dgl. m. Man muß aber beispielsweise auch dafür Sorge tragen, daß die Baumbestände an unseren Straßen (Obstbaumalleen!) stets durch Nachpflanzungen ergänzt und bisher baumlose Straßen neu bepflanzt werden. Bei entsprechender Auswahl der Baumsorten und fachmännischer Beratung und Betreuung kann da unserem Obstbaue viel Nutzen gebracht werden. Die o.-ö. Landesbaudirektion beginnt heuer in größerem Ausmaße mit der Durchführung dieser Aktion und wird sie künftighin fortsetzen. Eine weitere einschlägige Maßnahme stellt die Obsorge für eine genügende Ausstattung unserer Städte, Märkte und der sonstigen geschlossen verbauten Orte mit Grünflächen (Parks, Gärten, Sportplätzen u. dgl.) dar. Dies richtig vorzubereiten, ist Sache der Ortsplanungen und der sie umfassenden Landesplanung. Der Begriff der „Gartenstadt“ muß endlich verwirklicht werden. Hier herein fällt schließlich auch die Sorge für die Erhaltung unserer schönen alten Ortsbilder und Baudenkmäler, die sich, meist in den Orts¬ kernen, glücklicherweise noch in großer Zahl erhalten haben. Sie dürfen durch keinen An¬ oder Umbau und durch keinen nachbarlichen, ihren Eindruck verschandelnden Neubau gestört werden. Dies zu verhindern, stellt eine wichtige Aufgabe der Baubehörden im Verein mit dem Denkmalamte dar. Die bisher angeführten Beispiele sind nur ein kleiner Ausschnitt aus all dem, was unter dem Begriff des „naturnahen Bauens“ zu verstehen ist und was bei richtiger Besinnung auch tatsächlich verwirklicht werden kann. Diese Besinnung kann nicht dem Verstande allein, sie muß dem Gefühle, vor allem der Liebe zu unserer Heimat und ihren landschaftlichen Schönheiten, entspringen. Dies trifft noch für ein weiteres Teilgebiet des Bauschaffens zu, und zwar für die material- und werkgerechte Verwendung der Baustoffe. Der Baustoff soll nicht einen besseren, schöneren und daher hochwertigeren Baustoff vortäuschen wollen, er soll stets material- und werkgerecht bearbeitet und verwendet werden. Im Maschinenbau hat man sich diesen Grundsatz schon seit langem zu eigen gemacht. Die so talmihaft wirkenden ornamentalen Verzierungen früherer Zeiten, wie Girlanden, Rosetten u. dgl., vornehmlich an gußeisernen Maschinenteilen, sind schon längst verschwunden und haben einer einfachen Bauweise Platz gemacht. Beim Bauschaffen in der freien Natur muß dieser Grundsatz nicht minder zum Durch¬ bruche kommen. Dies gilt heutzutage vor allem für den Beton. An wievielen Bauwerken unserer Straßen gehen oder fahren wir vorbei, deren häßliche, blatternnarbige, zerrissene, zerfurchte und halb¬ zerstörte Außenflächen alles eher als eine Bereicherung unseres Landschaftsbildes und als eine Augenweide für den Beschauer sind. Die Ursache liegt zumeist darin, daß man einen minder¬ wertigen Innenbeton nach außenhin, also an den Sichtflächen, mit einem „besseren“ Verputz, womöglich noch mit Glattstrich, versehen hat. Dieser Verputz blättert sodann unter der Wirkung von Durchfeuchtung und Frost im Laufe weniger Jahre ab und es tritt der minderwertige Innenbeton zutage, der dann den Witterungseinflüssen erst recht nicht gewachsen ist. Den Höhe¬ punkt seiner „künstlerischen“ Ausgestaltung erreicht aber ein solches Bauwerk dann, wenn der Außenverputz noch durch Fugen „verziert“ wird, die irgendein Natursteinmauerwerk aus Bruch¬ steinen oder Quadern vortäuschen sollen. Dies stellt einen Tiefpunkt der Baugesinnung unserer Zeit dar. Leider findet diese „Bauweise“ auch jetzt noch da und dort Anwendung. Gegen sie kann nicht scharf genug vorgegangen werden. Ganz anders liegen die Dinge, wenn massige Betonkörper außen mit Bruchstein- oder Quadermauerwerk aus Naturstein verkleidet werden. Diese Bauweise findet bei Brückenpfeilern, bei Widerlagern und bei sonstigen Straßen- und
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