OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter zugedacht sein. Das Museum besitzt aber fast nichts, um seine Erinnerung lebendiger zu gestalten. Hoffentlich vermag das neuerstandene Heimathaus einige Spenden anzuziehen, um den großen Sohn Steyrs mehr hervorheben zu können. Eine Tafel mit Glühbirnen soll hinweisen, daß Werndl nicht nur kriegerische Werkzeuge schuf, sondern auch eine große Erzeugung friedlichen Charakters anregte, die Glühbirnenerzeugung. Im Jahre 1884 wurde in Steyr die erste elek¬ trische Ausstellung des Kontinents eröffnet. Im alten Steyr wurde auch viel gedruckt. Weithin bekannt sind die Steyrer Drucke. Ich erwähne nur einige Namen von Verlegergenerationen: die Auinger, Grünenwald, Jahn, Menhardt, Wimmer, Greis, Medter. Von den 150 Büchern kann wiederum nur eine kleine Aus¬ wahl dem Besucher gezeigt werden. Einer der ältesten Drucke, aus dem Jahre 1697, ist das Buch „Generalsturm der herrlichen Hauptstadt in Engelland“, gedruckt von Franz Zacharias Auinger. Auch ein Rechenbuch des Steyrer Rechenmeisters Kaspar Thierfelder, vom Jahre 1587, dem Steyrer Rat gewidmet, liegt auf. Daneben eine Kostbarkeit: ein handschriftliches Buch des genanten Rechenmeisters, von seinem Sohne niedergeschrieben. Auch eine Barockausgabe des ersten Steyrer Geschichtswerks, der Annales Styrenses von Preuenhuber, ist aufgeschlagen. Nebenbei sei hier noch die Steyrer Spielkarten- und Flugblättererzeugung erwähnt. Bei dieser Gelegenheit sei auch auf den Bestand an Handzeichnungen aufmerksam gemacht, den das Haus besitzt. Es sind darunter Architekturzeichnungen aus der Barockzeit, Freskoentwürfe für Kirchen, figurale Studien; einige Blätter Daniel Grans, eine Skizze von Paul Troger und ein Kuppel¬ freskoentwurf vom Steyrer Maler F. X. Gürtler sind hervorzuheben. Das Museum besitzt auch eine Gemäldesammlung, für die aber die Räume mit ihrem schweren Holzwerk keine Möglichkeit zur Entfaltung bieten. Besonders zahlreich sind die Bildnisse, etwa 50 Stück, vom beginnenden 18. bis zum 20. Jahrhundert, darunter etliche vom bekannten Steyrer Bildnismaler des 18. Jahr hunderts Joh. Georg Morzer. Von den Ölbildern konnten nur die stadtgeschichtlich und volks¬ kundlich wichtigen einen Platz in der Schausammlung finden. Ein großer Teil der Gemälde ist religiösen Inhalts. Zu erwähnen sind zwei große Altarbilder, ein Martin Altomonte, leider schlecht erhalten, einige Bilder italienischen Ursprungs; hier dürfte wieder Stift Garsten der Besteller gewesen sein. Eine Anzahl rührender Votivbilder des 18. Jahrhunderts hat in der volkskundlichen Abteilung ihren Platz gefunden. Die große Zahl von Hinterglasbildern muß hervorgehoben werden, besonders der äußerst lebendig geschilderte Kreuzweg. Landschaft ist kaum, Genre und Stilleben fast gar nicht vertreten. Eine Anzahl sogenannter Fleckerlbilder (die Köpfe meist Kupferstich, alles andere aus Tuchflecken zusammengesetzt) und etliche Haarbilder sind als Kuriosa anzuführen. Das zweite Stockwerk beherbergt die volkskundliche Sammlung. Hieher gehört auch das Eisen. Obwohl Steyr auf dem Gebiet der Eisenverarbeitung durch Jahrhunderte hin¬ durch an erster Stelle stand, ist der Umfang seiner Eisensammlung als kümmerlich zu bezeichnen und steht in keinem Verhältnis zur einstigen Eisengröße Steyrs. Wie nahe liegt der Gedanke an die Gründung eines Eisenmuseums in der Eisenstadt Steyr! Da müßte aber vieles aus Steyrer Privatbesitz und auch aus öffentlichen Sammlungen (wie z. B. der Petermandlschen Messersammlung, die jetzt in Bundesbesitz in Wien ist) zufließen. Ein Teil des Eisens, die Waffen, sind im Erdgeschoß untergebracht. Sie sind fast alle Steyrer Erzeugnisse. Der andere Teil ist im Westtrakt des zweiten Stockes vereinigt. Der wenig bedeutende Rest liegt im Depot auf dem Dachboden. Es ist vor allem die große Messer¬ sammlung zu nennen, über 400 Stück, bestehend aus Messern, Gabeln und Wetzstahlen, die meisten wohl aus Steyr und Umgebung, aber auch von weiter her, einige sogar aus dem Orient. In dieser Sammlung scheint sich Volkskunst am prächtigsten ausgelebt zu haben. Eine Welt von Phantasie bemächtigt sich nicht nur der Griffe und Griffschalen, sondern auch der Klingen. Namenlos ist diese Kunst wie alle Werke der Volkskunst; die Namen gehen wahrhaftig in Schönheit unter. Von den 5000 bis 6000 Werken der Volkskunst, die das Heimathaus beherbergt, sind, wenn wir die Signatur der Messerer durch ihre Messererzeichen ausnehmen, nicht 20 signiert, vielmehr dagegen, vielleicht bei 300, datiert. In dieser Messersammlung, die auf Franz Em¬ 76

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