OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde oder mit einem Messer am rechten Großzeh auf schmalem Streif die Halme, die ihm oder seinem Herrn daraufhin meist von selber zufliegen; häufig läßt er sich das aber nicht genügen, sondern die ganze Ernte des Feldes, da er sein Wesen trieb, bleibt ihm verfallen, indem sie ihm dann auf geheimnisvolle Weise noch von der Tenne, ja selbst noch aus dem Kasten zuwandert?). Die Vorstellung seines Aussehens ist nicht gleich: oft ist er glatzig, spitzköpfig, oft mit den Händen in den Rocktaschen, mit kleinem spitzem Hut, oft trägt er einen Spiegel auf der Brust, und wer sich darin sieht, muß bald sterben; bald ist er ein schwarzer Mann mit einer Kette, er murmelt Zaubersprüche, Rauch geht hinter ihm her vom versengten Korn. Auch die Zeiten seines Umgehens sind verschieden: meist ist es die Nacht oder der frühe Morgen zu Östern, Georgi, Veit, Walpurgis, Pfingsten, Sonn¬ wenden, Dreifaltigkeit, Peter und Paul. Man beugt ihm vor: durch ins Feld ge¬ steckte geweihte Buschen (Palmkatzln, Säbenbaum, Hasel, Schradl u. a.), ver¬ grabene Kreuzln, man bespricht ihn beim Säen, beginnt mit dem Säen beim zweiten Beet oder man feuert am Östermontag vor Sonnenaufgang übers Feld. Begegnet man ihm, so mag man sich seiner erwehren, indem man ihm ein Messer mit drei Kreuzln auf der Klinge entgegenwirft. Man kann ihn sichtbar machen, wenn man, ohne zu sprechen, sieben Reiserbürdeln ausdrischt oder auf neunerlei Holz in der Kirche kniet, sich Erde von einem Scherhaufen oder ein viereckig aus¬ gestochenes Stück Rasen auf den Kopf legt — spricht man daraufhin den Bilwis an, so muß er sterben. Wer mittags mit einem Spiegel auf der Brust in einem Hollerbusch sitzt, sieht drin den Bilwis. Den Bilwisschneider kann man aber auch nachträglich töten, indem man die von ihm angesengten Stoppeln in den Rauch¬ fang hängt: sind sie verdorrt, so ist auch er tot. Die schon eingebrachte Ernte sichert man vor ihm, indem man die erste eingebrachte Garbe samt dem Palmbuschen ver¬ brennt oder mit Dreikönigwasser besprengt, besonders aber dadurch, daß man den ersten Erntewagen verkehrt in den Stadl schiebt. Über diese allgemein verbreiteten, schon bisher bekannten Ansichten zum Wesen des Bilwis hinaus hielt ich im Jahre 1941 eine Umfrage durch alle Land¬ schulen des Mühlviertels und des damaligen Kreises Krummau. Es galt zunächst überhaupt festzustellen, wo noch der Bilwis und sein Schnitt bekannt wären, wie man ihn deute und was man sonst noch besonderes von ihm zu sagen wisse. Das Ergebnis dieser Rundfrage teile ich im folgenden mit: Bezeichnung des Unholden: „Hexe“ (Allerheiligen, Dimbach, Grein, Klam, Mauthausen, Münzbach, Naarn, Perg, Nied i. N., Saxen, Schwertberg, St. Georgen a. W., Windhaag b. P.; Freistadt, Grünbach, Hagen¬ berg, Kefermarkt, Leopoldschlag, Liebenau, Neumarkt b. F., Oberneukirchen, Pre¬ garten, Rainbach, Reichenau, Reichenstein, Sandl, Schönau, St. Oswald b. F., Traberg, Weitersfelden, Unterweißenbach, Zell, Zwettl; Eidenberg, Gallneukirchen, Goldwörth, Gramastetten; Götzendorf, Helfenberg, Hofkirchen, Nohrbach, Ulrichs¬ *) Vgl. E. Mogk, Neallexikon d. Germ. Altertumskunde, von Hoops, Bd 1 S. 284.

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