Oberösterreichische Heimatblätter schrift erhalten sind. Zwei dieser Lieder dichtete, wie sich erwies, Georg Pleyer aus Wels, eines Christoph Weyler aus Wien. Geschichtlich betrachtet, deckt sich ihr Inhalt nach meinen erstmaligen Untersuchungen im allgemeinen mit den Be¬ richten von Augenzeugen und ergänzt sie sogar in mehreren Einzelheiten. Daher sind sie als geschichtliche Quellen zu werten. Ihre literarhistorische Stellung war bisher in mancher Hinsicht umstritten. Das betrifft die Form der Überlieferung, die Person der Dichter und den Stammbaum der Lieder. Mein von der Frage ihrer Verläßlichkeit als Geschichtsquelle ausgehendes Studium des einschlägigen Schrifttums, eigene Erhebungen und Textvergleiche, auf deren Einzelheiten hier nicht näher ein¬ gegangen werden kann, sowie nicht zuletzt sehr dankenswerte Hinweise von Prof. John Meier (Deutsches Volksliederarchiv in Freiburg i. Br.) lassen nun¬ mehr ihre Hauptkennzeichen deutlich hervortreten und gewähren die Grundlage zur schließlichen Aufstellung eines Stammbaumes der drei entwicklungsgeschichtlich jedenfalls zusammenhängenden Lieder. Die Verfasser waren einfache Männer aus dem Volke, wie aus ihrer Sprache hervorgeht. Anscheinend betätigten sie sich auch sonst als Gelegenheits¬ dichter. Die Form ihrer Verse erinnert an Hans Sachs. Er hielt sich nach seinem Verweilen in Braunau und Schärding längere Zeit im Jahre 1513 als Zunftgenosse in Wels auf (Gespräch der neun Musen) 2). Hier und in Steyr entwickelte sich der Meistergesang aber erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahr¬ hunderts zu regelrechten Singschulen3). 1519 bestanden sie hier noch nicht; immer¬ hin dürften die Anfänge des Meistergesanges in Oberösterreich auf persönliche Anregungen durch Hans Sachs zurückzuführen sein. Bei der folgenden Darstellung unterscheide ich die sangbaren Gedichte Pleyer I, Pleyer II, die in der Sammlung von Liliencron *) die Nummer 307 b, bzw. 308 tragen, und das Lied von Weyler, bei Liliencron mit Nummer 307 a abgedruckt. Zur Raumersparnis ist nachstehend häufig ein nur schlagwortartiger Satzbau angewendet. Pleyer I. Flugblatt (siehe Abbildung), vermutlich aus der aufgelösten „Joschischen Sammlung“ des Salzverwalters Josef Valentin Josch in Linz Es ist etwa um 1830 in den Besitz des Stiftes Schlägl gekommen 6). Von hier wurde es anscheinend noch vor 1930 an einen Münchner Antiquar verkauft (eigene 2) K. Meindl, Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich 2. Teil (Wels 1878), S. 148. 3) H. Widmann, Zur Geschichte und Literatur des Meistergesanges in Oberösterreich, 15. Jahresbericht der Staatsoberrealschule Steyr (1885), S. 10. *) R. v. Liliencron, Die historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahr¬ hundert, Bd 3 (Leipzig 1867). 5) Panzers Annalen, Zusätze S. 162, Nr. 946 b; Wellers Annalen, I., S. 12, Nr. 52. 6) B. Pillwein, Beschreibung der Provinzial-Hauptstadt Linz (Linz 1824), S. 327 —330. — H. Commenda, Materialien zur landeskundlichen Bibliographie Oberösterreichs (Linz 1891), S. 170, 447, 465, 492. 40
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