OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Pfeffer: Die Anfänge des ständigen Theaters in Linz Der Gesellschaftsvertrag (vom 8. 4. 1772) sieht als Gesellschaftseinlage 500 fl und folgende Bestimmungen vor: 1. Der am Schluß des Jahres sich zeigende Gewinn oder Verlust ist anteil¬ mäßig aufzuteilen. Für den pro Mitglied 500 fl übersteigenden Verlust sind die Gesellschafter nicht haftbar. 3. Die Sozietät hat den Mitgliedern Bucheinsicht zu gewähren, auf Verlangen alle Kontrakte und einen monatlichen Rapport mit den Abrechnungen und Voranschlägen vorzulegen. Welch ein Wandel der Theaterverhältnisse in der kurzen Spanne eines Jahr¬ zehnts! Noch 1760 hatte der Prinzipal der zu Östern in Linz spielenden Prage rischen Komödianten den üblichen demütigen Bittgang ins Landhaus um eine „gnädige Beyhülfe“ gehen müssen und ganze 25 fl erhalten. Nun hatten sich der Landeshauptmann und sein Stellvertreter selbst mittätig an die Spitze des Schau¬ spielwesens gestellt und dem Theater floß allein durch die Sozietät die bedeutende Summe von 3000 fl zu. Zu Ostern 1772 übernahm die Sozietät als „adlige Impressa“ mit Stiebar als Geschäftsführer die Theatergeschäfte. Die Garantiebeiträge der Mitglieden scheinen zwei Jahre den Theaterabgang gedeckt zu haben; für das Jahr 1772/73 wurden von den 500 fl, die Thürheim gezeichnet hatte, 176 fl zur Verlustdeckung herangezogen. 1774 trat eine neue Sozietät zusammen, die 1000 fl Gesamtkapital aufzubringen hatte. Den lobenswerten Entwurf dieser zweiten, vergrößerten So¬ zietät, schreibt Thürheim, werde „niemand zustandebringen als der patriotische Gönner und Disponent der Theatersozietät, unter dessen Leitung, Vorsitz und beständiger tätiger Mitwirkung die Linzer Schaubühne erhalten, verschönert und in den blühendsten Stand gesetzt werden wird“. Damit ist wohl Stiebar gemeint. Diese zweite Sozietät bestand bis 1777. Nach der finanziellen Sicherung des Theaterbetriebes im „Wassertheater schritt Stiebar sofort an sein nächstes Vorhaben, den Theaterneubau. 2/73 führten er und Graf Clam auf dem ständischen Ballhaus an der Pro¬ menade den Redoutensaal auf. Damit hatte Linz endlich einen Fest- und Ball¬ saal, Stiebar aber eine gute Nebeneinnahme für das Theater erhalten. An¬ schließend an den Saal sollte ein neues — landständisches — Schauspielhaus erstehen. Der Bau dieses von Stiebar mit unbeirrbarer Hartnäckigkeit immer wieder geforderten ständischen Theatergebäudes sollte die Vorstufe sein für die völlige Übernahme des Theaters in die Regie des Landes. 1773 legt Stiebar einen ausführlichen Finanzierungsplan für den Theaterneubau vor; in seinem Auftrag schuf der Landschaftsingenieur Vaultrin 1774 den reizvollen Entwur eines sehr intimen „Opernhauses“. Die Stände selbst sollten das Theater bauen und die Entreprise übernehmen oder wenigstens einen Teil des Baukapitals widmen; den Rest wollte Stiebar durch die Theatersozietät aufbringen. Nach 16jähriger Amortisationsfrist sollte das Theatergebäude ins Eigentum der Stände

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2