OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Pfeffer: Die Anfänge des ständigen Theaters in Linz Stiebars erste Sorge war die finanzielle Sicherung des geplanten Jahrestheaters. Ein im Weinberger Archiv erhaltener „Vorschlag, wie eine be¬ ständige Comödie in Linz zu erhalten sei", der anläßlich seiner Bewerbung um das Stadttheater von Stiebar verfaßt worden sein dürfte, ist das erste Dokument seines planvollen Wirkens. Es deckt die Mängel der bisherigen Art der Theater¬ führung auf: die „üble Besorgung und Unwürthschaften, welche sich gemeiniglich bei denen herumziehenden Comödianten an Tag legen“ und das Fehlen von Geld¬ mitteln zu Deckung des unvermeidlichen Abganges. Das von Stiebar, der noch keinen Einblick in die Theaterwirtschaft hatte, veranschlagte Jahreserfordernis des Linzer Theaters betrug 6760 fl, davon waren 1500 fl durch die an den Adel und die Offiziere vermieteten Logen feste Einnahme, der Rest von 5260 fl konnte durch die Tageseinnahmen nicht gedeckt werden, „bevorab wann considerirt wird, daß allhier der Gusto deren Spectaclen noch nicht bei denen Burgern und gemeinen Leuthen noch lang nicht die Oberhand erhalten hat“. Die Prinzipale, die bisher ein ständiges Theater in Linz zu führen unternahmen, hätten daher immer vor¬ zeitig das Weite gesucht oder mit Schulden überhäuft Abschied nehmen müssen. Die zur Finanzierung des ganzjährigen Theaterbetriebes beantragten Neben¬ einnahmen scheinen uns heute zum Teil recht merkwürdig, entsprachen aber der damaligen Übung: 1. Die Einverleibung aller im Land befindlichen Schauspiele, Marionetten, fremder, sich produzierender Seiltänzer, Luftspringer, Taschenspieler, mathe¬ matischer oder mechanischer Künstler, ausländischer oder sonst kurioser Tiere; in Summe alles, was immer sich für Geld im ganzen Land produzieren wollte und zum Divertissement gereicht, müßte ohne jede Ausnahme von den Vor¬ stehern des Theaters die Lizenzen nehmen und sich entweder in ein Abonne¬ ment mit ihnen einlassen oder aber eine Abfindung machen, damit ein geringer Ersatz für den Einnahmenentgang geschehe. (Hier wird ein Querschnitt durch den zeitgenössischen Vergnügungskalender des 18. Jahrhunderts geboten! Das Theater sollte aus der Masse der Unterhaltungen herausgehoben werden und eine Art Veranstaltungsmonopol=erhalten. Der Vorschlag, die Vergnü¬ gungsbetriebe zugunsten des Kulturtheaters zu besteuern, ist oft erörtert worden und bis heute zeitgemäß.) 2. Erlaubnis zur Veranstaltung von wöchentlichen Bällen durch die Theater¬ unternehmung für die Bürgerschaft im Stadttheater gegen geringen Eintritt, „wobei durch genugsame Aufsicht und Zeitbestimmung aller Unordnung und Ehrbarkeit fürgebogen werden könnte“. Genehmigung der Abhaltung von maskierten oder unmaskierten Bällen, die vom Theaterunternehmer zur Faschingszeit an einem geeigneten Ort für die Noblesse veranstaltet werden sollten. 4. Haltung eines „Glückshaffen“ oder auch Errichtung eines „kleinen Versatz¬ Ambt“ im Theater. (Auch diese fragwürdige „Theaterförderung“ war damals nichts Neues: 1759 erlaubte Maria Theresia dem Burgtheaterdirektor die 29

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