Oberösterreichische Heimatblätter 1766 bis 1779 durch dreizehn entscheidungsreiche Jahre — als der „langlebigste Linzer Theaterleiter! — das Linzer Theater führte. Die lebhafte Beteiligung des Adels beim Aufbau des österreichischen Theaters im 18. Jahrhundert ist bekannt In den Provinzhauptstädten hatte der Adel schon aus seinem Bedürfnis nach ge¬ selliger Unterhaltung stärkstes Interesse an der Emporbringung einer standes¬ gemäßen Schaubühne. Aber die Leidenschaftlichkeit und Zähigkeit, mit der Stiebar seine Absichten verfolgte, lassen in ihm doch mehr als einen der vielen „Theater¬ grafen“ und „Kavalier-Entrepreneure“ jener Zeit, einen bewußten Verfechter des Theaters und seiner Sendung überhaupt erkennen. Er ist der Begründer des ständigen Theaters in Linz, der erste Anreger und geistige Mitschöpfer unseres heutigen Landestheaters. Stiebars Reformpläne hatten weitgesteckte Ziele: endgültige Einführung des ganzjährigen Spielbetriebes mit drei wöchentlichen Vorstellungen, Beseitigung der Prinzipalwirtschaft und Übernahme des Theaters in die ständische Verwaltung, wirtschaftliche Sicherung des Theaters aus öffentlichen und privaten Mitteln, Er¬ bauung eines neuen, der Stadt würdigen landständischen Theatergebäudes in Ver¬ bindung mit einem Redoutensaal, Pflege geläuterter Schauspielkunst und des regelmäßigen Schauspiels, Verbesserung des Publikumsgeschmackes und Hebung der Theaterfreude. Am 31. Mai 1766 pachtet Stiebar gemeinsam mit Franz Xaver Freiherrn Pocksteiners) von Woffenbach das Stadttheater „mit allem dazu gehörigen, gleich wie es vorhin die Comedianten genossen haben"9). Stiebar und sein allerdings wenig hervortretender Kompagnon Pocksteiner sind die ersten berufsfremden Linzer Theaterunternehmer. Bisher waren die Aufgaben der wirtschaftlichen Führung und der künstlerischen Leitung des Theaterbetriebes in der Hand des „Prinzipals“ ver¬ einigt gewesen. Nun ergab sich die Zweiteilung der Theaterführung in den mehr administrativen Aufgabenkreis der „Impressa“ oder „Entreprise“, die vor allem auch für die wirtschaftliche Sicherung des Betriebes aufzukommen hatte, und den künstlerischen des „Directeurs“. Merkwürdigerweise hat gerade die von Stiebar eröffnete Reihe der aus ganz fremden Berufen kommenden Linzer Theater¬ unternehmer in jenen Jahrzehnten des Überganges den Hauptanteil an der end¬ gültigen Schaffung der heutigen Erscheinungsform und Organisation des Theaters in Linz: Stiebar (1766 — 1779), Graf Nosenberg (1782 — 1786), Stadtmusik¬ direktor Franz Glöggl (1790 —1798 und 1804), Graf Franz Füger (1804 bis 1811 und 1815 —1818), Kaffeesieder Josef Miré (1811 — 1815). 8) Franz Xaver Freiherr Pocksteiner von Woffenbach (Oberpfalz), Herr auf Windern (im Hausruck), Eidendorf (Mühlviertel) und Nieder-Peurbach (bei Landshut in Bayern), war Landrat des Herrenständes, k. k. Hofkämmerer und Regierungsrat, Kameral- und Bankalrepräsentant im Erzherzogtum Österreich ob der Enns. 1779 wurde er als Einrichtungskommissär für das Inn¬ viertel bestellt. Pocksteiner hatte auch bedeutenden Anteil bei der Durchführung der kirchlichen Reformen Kaiser Josef II. in Oberösterreich. Er ist 76jährig am 18. 2. 1798 in Linz gestorben. *) H. Kreczi, Alt-Linzer Theaterkontrakte. Tages-Post (Linz) Welt und Heimat 1943, Nr. 7. 28
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