Oberösterreichische Heimawlauer Jänner=März 1948 Jahrgang 2 Heft 100 Jahre Eiszeitforschung in Oberösterreich Von Ludwig Weinberger (Mettmach) Ach, ich muß sie alle erwähnen, unsere teuren Waffen¬ gefährten, in diesem Kampf voll Ehre. Ami Boué (Geologe, † 21. 11. 1881, Bad Vöslau) Ganz unbemerkt von der Öffentlichkeit verlief ein Gedenkjahr. Es sind näm¬ lich 100 Jahre verflossen, seit 1846/47 Simony mit der Erforschung der Eiszeit in Oberösterreich begann. Dieser Anlaß rechtfertigt einen kurzen Rückblick. Lange bevor die Eiszeitspuren Gegenstand der wissenschaftlichen Erforschung waren, hat sich das Volk mit ihnen beschäftigt. Große Steine, die umherlagen, regten die Phantasie an, wunderliche Bergformen gaben Stoff zu Sagen. Unsere herrlichen Seen, an deren Entstehung, wie wir heute wissen, die Eiszeitgletscher maßgeblich beteiligt waren, reizten zu Erklärungsversuchen. Das vorwissen¬ schaftliche Denken, bei dem ja das Vorstellungs- und Gefühlsleben das Erkenntnisvermögen überwuchert, drückt sich aus im magischen Denken, dem das Gesetz von Ursache und Wirkung sowie eine sachliche Naturbeobachtung noch fremd sind. Dies spiegelt sich gut in unseren heimischen Sagen 1). Aus der Fülle sei ein Beispiel wiedergegeben2): „Wo sich heute der Irrsee befindet, war einst das Schloß eines Zauberers. Weitum neckte er die Bewohner und suchte besonders den Ischler Salz- und Bergleuten Schaden zuzufügen. Eines Tages schickte er ihnen einen geschlossenen Topf mit Sole zur Prüfung. Die Ischler mi߬ trauten ihm aber und schickten den Topf uneröffnet zurück. Der Bote, der ihn brachte, rastete vor dem Schlosse, und öffnete aus Neugierde den Topf, brachte ihn aber nicht mehr zu. Immer mehr Wasser stürzte heraus, überschwemmte die ganze Gegend und auch das Schloß. So entstand der Irrsee. Noch ist hier von Naturbeobachtung nichts zu spüren. Aber es wird doch ein Erklärungsversuch unternommen, allerdings auf einer ganz anderen Ebene, die unserem kausalen Denken fremd ist. Und doch entwickelte sich aus diesen Vorformen *) A. Depiny, Oberösterreichisches Sagenbuch (Linz 1932); K. A. Gloning, Oberösterrei¬ chische Volkssagen (Linz 1912); J. Pöttinger, Sagen aus Oberösterreich (Linz 1932). 2) A. Depiny, a. a. O., S. 144 Nr 21.
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