Pfeffer: Die Anfänge des ständigen Theaters in Linz einer „comischen Gesellschaft“, bzw. der „comischen Wissenschaften“, bis zum Sommer 1765 weiter. Ihm folgte 1765/66 Simon Koberwein. Doch zeigten sich bald die Schwierigkeiten des ganzjährigen Theaterbetriebes und die alten Unzu¬ länglichkeiten. So sehr auch der Bau des Wassertheaters die Theaterfreude vor¬ übergehend gehoben hatte — zur dauernden Sicherung der stehenden Bühne waren in der den Musen nie besonders holden Stadt Linz größere Anstrengungen nötig. So bedeutete die Linzer Tätigkeit Müllers und Sebastianis nur den Anfang, das erste Aufleuchten der neuen Entwicklung. Zum Abschluß wurde sie gebracht vor allem durch das Wirken zweier theaterbegeisterter Mitglieder des oberösterreichischen Adels, des Grafen Thürheim und des Freiherrn von Stiebar. Graf Christoph Wilhelm Thürheim5), Schloßherr auf Weinberg, 1763 bis 1786 Landeshauptmann, bzw. Regierungspräsident von Oberösterreich, war dem Theater sehr zugetan und nahm von der höchsten Stelle des Landes während seiner Amtstätigkeit maßgebenden Einfluß auf die Geschicke der Linzer Bühne. Er führte persönlich viele Verhandlungen mit den Theaterdirektoren und war Mitglied und oberster Protektor der Linzer adeligen Theatersozietät. Seine Theaterkorrespon¬ denz, die ihn als fürsorglichen und tätigen Freund und Förderer des Linzer Theaters zeigt, ist im Weinberger Archiv6) erhalten. Dieser kleine, aber theatergeschichtlich bedeutsame Aktenbestand, der bisher von der Forschung nicht beachtet wurde, er¬ möglicht es, im Folgenden ziemlich genau das bunte und wechselvolle Bild des Auf¬ stieges des Linzer Theaterwesens vom unregelmäßigen Wanderbühnenbetrieb zum festgefügten Jahrestheater zu zeichnen und so die Linzer Theatergeschichte des 18. Jahrhunderts in ihrer entscheidenden Zeitspanne, in den Jahren 1766 —1782, neu zu beleuchten. Auf Grund der von Thürheim sorgfältig aufbewahrten Zahlungs¬ quittungen für die Logenmiete im Stadttheater kann u. a. erstmals die bisher un¬ geklärte Reihe der Linzer Theaterdirektionen dieses Zeitraums festgestellt werden. Der eigentliche Bannerträger der Theaterreform in Linz war aber der Land¬ rat und Landesanwalt (Stellvertreter des Landeshauptmannes) Achaz von Stiebar*), der, allein und in Verbindung mit anderen Linzer Adeligen, von 5) Christoph Wilhelm Graf Thürheim, geb. 3. 1. 1731 in Linz, gest. 29. 7. 1809 in Linz, trat frühzeitig in den Staatsdienst, wurde k. k. Kämmerer und Regierungsrat in Oberösterreich und 1763, erst 32 Jahre alt, Landeshauptmann von Oberösterreich un) wirklicher Geheimer Rat. Im selben Jahre vermählte er sich in erster Ehe mit der einzigen Tochter des Staatskanzlers Fürsten Kaunitz. 1779 übernahm er als kaiserlicher Kommissär das Innviertel. Nach der Auf¬ hebung der Landeshauptmannschaft (1783) wurde Thürheim Regierungspräsident von Oberöster¬ reich. 1786 resignierte er auf seine Stelle und zog sich aus dem Staatsdienst zurück, da seine persönlichen Anschauungen mit den Reformen Kaiser Josef II. in Widerspruch standen. 6) O.-ö. Landesarchiv, Weinberger Archiv, Schuberband 26. 7) Johann Franz Achaz von Stiebar, Herr zu Innernstein (bei Münzbach) und Mießling hof, aus dem seit Anfang des 17. Jahrhunderts in Oberösterreich ansässigen fränkischen Adels¬ geschlecht der Stiebar, war Landrat des Herrenstandes und seit 1750 Generaleinnehmer der o.-ö. Landschaft. 1757 in den Freiherrnstand erhoben, wurde er 1759, als nach der Aufhebung der Repräsentation und Kammer die Provinzial- und Justizgeschäfte an die Landeshauptmann¬ schaft übertragen wurden, zum Landesanwalt (Stellvertreter des Landeshauptmannes) bestellt.
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