OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Pfeffer: Die Anfänge des ständigen Theaters in Linz die z. B. im Jahre 1670, als die Stadt der zum Östermarkt anwesenden Truppe den Spielkonsens verweigert, den Komödianten die Reitschule zur Verfügung stellten und dem Magistrat deutlich ihre „ungnadt“ bezeigten. Meist erließen sie den Truppen ganz oder teilweise auch den vorgeschriebenen Musik-Impost (Musik¬ steuer). Die Komödianten widmeten den Ständen in der Regel eine „besondere Aktion“ (Sondervorstellung), wobei sie zugleich mit der „Dedikation“ einige Widmungsexemplare der Komödie überbrachten; dafür empfingen sie als „Gegen¬ verehrung", als „Ergötzlichkeit“ einen Geldbetrag (meist 15 bis 30 fl), da sie es bei dieser Einladung nicht unterließen, „ihre Not zu klagen“ und um „gnädiges Gedenken zu bitten“. Die Nachrichten über diese Zuwendungen und Steuernachlässe in den ständischen Bescheidprotokollen sind bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts fast die einzige Quelle der älteren Linzer Theatergeschichte*). Sie überliefern uns die Namen hier gastierender Truppen und hie und da auch die Titel gespielter Stücke, enthüllen aber auch manches Elendsbild des Wandertruppendaseins. Im 18. Jahrhundert bereitet sich, wenigstens in den größeren Städten — auf dem Lande, in den Märkten und Kleinstädten dauert dieses Zeitalter des Thespis¬ ein Wandel der Theaterverhältnisse karrens bis heute! —, vor. Eigene, nur diesem Zweck dienende, feste Theatergebäude werden errichtet. Sie sind die erste Voraussetzung für das Seßhaftwerden der Truppen. Erst das stehende Theater, der Wegfall der teuren und zeitraubenden Reisen, dauernde, sichere Einnahmen, die Ansammlung einer reicheren Ausstattung, die Möglichkeit eines vielseitigeren Spielplans lassen das Theater zur vollen künstlerischen und wirtschaftlichen Entfaltung kommen. Das Ringen um die ständige Wirkungsstätte ist denn auch das Kernproblem des Theaters im 17. und 18. Jahrhundert. Das nun allmählich bodenständig werdende Theater sucht man durch Zuschüsse aus öffentlichen und privaten Mitteln der rein geschäftlichen Spekulation zu entziehen und zur Erfüllung seiner künstlerisch-kulturellen Aufgabe zu befähigen; die durch Lessings Mitarbeit berühmt gewordene Hamburger Entreprise von 1767 —1769 ist ein erster Versuch auf diesem Wege. Mit der Gründung des Wiener National¬ theaters (1776) bekennt sich Josef II. zur Theaterförderung als staatlicher Kultur¬ aufgabe. Aber auch die Spielpläne stehen im Zeichen revolutionärer Wand¬ lungen. Die „extemporierte Komödie“, die Stegreifposse, geht ihrem Ende ent¬ gegen, das „regelmäßige“ Schauspiel gelangt zum Sieg. Die ersten Dramen der Klassiker erscheinen auf der Bühne. Der Wellenschlag dieser großen Theaterereignisse ist auch in dem damals noch kleinen, stillen Linz lebhaft zu spüren. 1747 hält sich nachweisbar zum erstenmal eine Truppe, es sind die „Pragerischen Comödianten“, das ganze Jahr in Linz. *) Mit der älteren Theatergeschichte von Linz haben sich bisher drei größere Arbeiten befaßt: K. Schiffmann, Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803 (Linz 1905), E. Haller, Zur älteren Linzer Theatergeschichte, Jahrbuch des o.-ö. Musealvereines Bd 82 (1928), S. 143 ff, der mit Erfolg die Zeit der Wandertruppen von 1600 bis 1780 auf¬ hellte, und G. Gugitz, Beiträge zur älteren Geschichte des Theaters in Linz in den Jahren 1722 bis 1802, Heimatgaue Ig 8 (1927), S. 37 ff.

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