OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Weinberger: 100 Jahre Eiszeitforschung in Oberösterreich Gletscherzungen (bei uns Enns-, Steyr-, Krems-, Alm-, Traunsee-, Attersee-, Irrsee-, Salzach-Gletscher) fest. Es ist bewundernswert, mit welcher Sicherheit in die verwirrende Vielfalt der Erscheinungen ein System gelegt wurde. Darüber hinaus finden wir in dem Werke für viele Einzelfragen reiches Material. Natür¬ lich ist man heute in manchen Punkten (Temperaturerniedrigung, Lößbildung, Anteil der Tektonik, morphologischen Spezialfragen usw.) anderer Ansicht, auch manche örtliche Verhältnisse werden heute anders gedeutet. Doch das alles schmälert nicht den unvergänglichen Wert dieses einzigartigen Werkes. Wir können leider nicht weiter auf die vielen wegweisenden Arbeiten Pencks eingehen. Wer einmal das Glück hatte, den Worten des Geheimrates Penck zu lauschen, dem bleibt dieses Erlebnis für das ganze Leben denkwürdig. Von seiner weiten Schau hingerissen, hatte man unwillkürlich das Gefühl, einem Goethe wesensverwandten Menschen gegenüberzustehen. Mit welch hinreißender Meister¬ schaft konnte er seine Beobachtungen in den Rahmen seiner reichen Welterfahrung einbauen und ihnen aus den Ergebnissen zweier Forschergenerationen ein abge¬ klärtes Bild geben. Penck starb gelähmt in hohem Alter am 7. März 1945 in Prag, nachdem er schon früher seinen als Forscher verheißungsvollen Sohn ver¬ loren hatte und in diesem Kriege seinen hoffnungsvollen Enkel lassen mußte. So ist diese Geisteslinie abgerissen. Ergriffen und bewundernd stehen wir vor dem unvergänglichen Lebenswerk dieses genialen Mannes. Eine eingehende Würdigung des Schaffens von Albrecht Penck bringt soeben J. Sölch 66a) Neben diesen Sonnen strahlte damals am Forscherhimmel noch eine Menge leuchtender Sterne. Zum 9. Internationalen Geologenkongreß in Wien 1903 er¬ schien ein Eiszeitführer von Penck und Richter unter Mitarbeit von A. ( Forster67), in dem besonders die Traun-Enns-Platte reicher gegliedert auf¬ scheint. Im gleichen Jahre begannen die Kartierungen O. Abels zu den Kartenblättern Enns-Steyr, Wels-Kremsmünster, Kirchdorf, Gmunden-Schaf¬ berg6s), die seither in manchen Punkten berichtigt werden konnten. P. L. Angerer“s) untersuchte die verwickelten Erscheinungen von Kremsmünster, die nach wie vor einer der wichtigsten Schlüsselpunkte zur Auflösung der Eiszeit¬ 66a) Johann Sölch: Albrecht Penck. Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Wien Bd 89 (Wien 1946) S. 88, mit Bildnistafel. 67) A. Penck und E. Richter, Glazialexkursion in die Ostalpen, Führer für die Exkursionen in Österreich, herausgegeben von dem Organisationskomitee des IX. internationalen Geologen¬ Kongresses Teil 12 (Wien 1903). Vgl. auch die klassische Schrift von A. Penck, Das öster¬ reichische Alpenvorland, Schriften zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in „Wien Bd 30 (Wien 1890) S. 393. 68) Verhandlungen geol. RA. (Wien) Ig 1904 S. 21, Jg 1905 S. 13, Ig 1906 S. 18, Ig 1907 S. 19, Ig 1908 S. 20, Ig 1909 S. 18, Ig 1910 S. 19, Ig 1911 S. 15, Jg. 1917 S. 17. 68) L. Angerer, Die Kremsmünsterer weiße Nagelfluh und der ältere Deckenschotter, Jahr¬ buch der geologischen Reichsanstalt Bd 59/1909 (Wien 1910) S. 23; ders., Geologie und Prä¬ historie von Kremsmünster, Programm des Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster 60 (Linz 1910) S. 29.

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