Oberösterreichische Heimatblätter Fragen der Wiederholung der Eiszeiten auf. Grundsätzlich auf dem Boden seines Lehrers Penck stehend, ist sie das erste Beispiel, in dem dessen Gliederung der Ablagerungen in einem abge¬ schlossenen Gebiete durchgeführt und kartographisch im einzelnen dargestellt wurde. Darüber hinaus wird auf Beobachtungen an heutigen Gletschern Bezug genommen; . .. Die dreifache Vergletscherung jenes Gebietes war damit im Gegensatz zu den früheren Anschauungen, die nur alte und junge Moränen kannten, entschieden." Ich selbst begehe seit 1930 das Gebiet Brückners und immer mehr kommt mir zum Bewußtsein, wie sicher seine Beobachtungen, wie scharf seine Schlußfolge¬ rungen waren. Als echter Geograph begann Brückner seine Arbeit mit Beobach¬ tungen rezenter Gletscher (März 1884 Ötztaler Gletscher, mit Penck und Zittel im August 1884 Ötztaler- und Zillertaler Gletscher; dann die Gletscher der Hohen Tauern). „Von den recenten Gletschern kommend, trat ich an die Erforschung der diluvialen Ablagerungen heran“, schreibt er als rechter Naturforscher. Das Salz¬ burger Vorland hatte er in drei Monaten aufgenommen. Es würde weit den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen, wollte man alle seine Feststellungen hier auf¬ zählen. Er bringt als erster Geschiebeforschungen, unterscheidet klar die Jung¬ von den Altmoränen, weist dazwischenliegende Interglaziale nach, scheidet den Deckenschotter aus. Er zeigt, daß Perioden der Talaufschüttung auch Perioden der Moränenbildungen sind. Er weist als erster bei uns Drumlins und Bändertone nach65). Beigefügt ist seiner Arbeit eine Karte 1: 250.000, die die Eiszeitbil dungen so gliedert: 1. Jungmoränen mit den Niederterrassen, 2. Außere Moränen mit den Hochterrassen, 3. Deckenschotter. Er kam also zu einer Dreigliederung der Eiszeit. Brückner verfaßte in gemeinsamer 22jähriger Arbeit mit dem großen Geographen Albrecht Penck (A. Böhm, der ursprünglich auch mitarbeitete, trat später zurück) das dreibändige Werk „Die Alpen im Eiszeitalter“ 66), das auf ein Preisausschreiben der Sektion Breslau des Deutschen und Österreichischen Alpen¬ vereines zurückgeht. Das gewaltige Werk ist bis heute grundlegend für die Er¬ forschung der alpinen Eiszeit, ja, es war bahnbrechend für die Auffassung des gesamten Eiszeitalters überhaupt. Den beiden großen Forschern gelang es, auf genialem Wege aus umfangreichem Beobachtungsmaterial mittels eingehender Analyse und großartiger Synthesen eine überwältigende Gesamtschau der eiszeit¬ lichen Erscheinungen der Alpen zu entwerfen. Aus der Reichhaltigkeit des Werkes seien nur wenige Punkte hervorgehoben. Penck-Brückner gelangten in diesem Werke in folgerichtigem Ausbau der bisherigen Gliederungsversuche zu einer Viergliederung der Eiszeiten mit dazwischenliegenden Zwischeneiszeiten, eine Ansicht, die sich noch immer aufs beste bewährt hat, wenn man auch heute, von dieser Viergliederung ausgehend, zur sogenannten Vollgliederung weitergeschritten ist. Penck-Brückner legten für die einzelnen Eiszeiten das Ausmaß der einzelnen 65) Wenn R. Lucerna 1933 und 1938 die ersten ostalpinen Bändertone beschreiben wil (Mitteilungen der geographischen Gesellschaft Wien 83 (Wien 1940) S. 260 und 86 (Wien 1943) S. 318, so scheinen ihm die lange zurückliegenden Erstfunde Brückners entgangen zu sein. 66) A. Penck und E. Brückner, Die Alpen im Eiszeitalter (Leipzig 1909). 16
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