Weinberger: 100 Jahre Eiszeitforschung in Oberösterreich Inzwischen erschien das für die Eiszeitforschung bedeutsame Werk von A. Penck „Die Vergletscherung der deutschen Alpen“ (Leipzig 1882). Es bringt viele allgemein wichtige Ergebnisse, behandelt aber noch nicht unser Gebiet. Gehen wir nun zu den von den Schmelzwässern der Eiszeitgletscher abge¬ lagerten Schotterfluren des Alpenvorlandes über. Das voreiszeitliche Alter des Schärdinger Trichters wurde schon 1882 von A. Penck49) erkannt, von Bayberger5o) dagegen fälschlich als zwischeneiszeitlich angesehen. Letzterer konstruiert auch auf der Hochterrasse unterhalb Braunau einen großen See. Dieser Phantast wird uns später nochmals begegnen. Die Traun-Enns-Platte wird in ihrem Wesen gleichfalls von A. Penck51) als eine große früheiszeitliche Schotter¬ decke erkannt und als Deckenschotter ausgeschieden. Dieser wurde vorher stets für tertiär gehalten (F. v. Hauer 1850, Ehrlich 1850, 1854, Czizek 1852, Stur 1853, Fötterle 1860, Lorenz 1867, Hauer 1869, Noe 1890), obwohl schon 1832 Boué 52) ihn zu den Quartärschottern zählte. Später rechneten ihn Mojsisovics 53), H. Commenda 54) und E. Hager55) stets als eiszeitlich. Weitere Beobachtungen über den Traunschotter machte auch G. A. Koch56), der u. a. auch die Welser Gasbrunnen erforschte. Ganz abseits von der Erforschung der alpinen Eiszeit erfolgte die des Böhmerwaldes. 1868 äußerte Gümbel, der hervorragende Kenner des bayrisch-böhmischen Waldes: „Unser Waldgebiet läßt weder die Spuren einstiger Eisüberdeckungen mit Sicherheit erkennen, noch die Beweise für die Thätigkeit früherer vorhandener Gletscher finden. Man begegnet hier weder erratischen Blöcken, noch Moränen, noch Glacialschuttmassen oder Gletscherschliffen“ 57). Der große Geograph J. Partsch, der Erforscher der Eiszeit der deutschen Mittel¬ 20) A. Penck, Die Vergletscherung der deutschen Alpen, ihre Ursachen, ihre periodische Wiederkehr und ihr Einfluß auf die Bodengestaltung (Leipzig 1882), S. 149. 50) F. Bayberger, Der Inndurchbruch von Schärding bis Passau (Kempten 1886). 51) A. Penck, Das österreichische Alpenvorland, Schriften des Vereines zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien Bd 30 (Wien 1890) S. 393. 52) A. Boué, Descriptions de divers gisements interessants de fossiles dans les Alpes autrichiennes. Mem. geol. pal. I, 1832, S. 2, 31. Boué war trotz seines französischen Namens ein Deutscher, der einer Hugenottenfamilie entstammte. Er lebte von 1835 bis zu seinem Tode in Österreich. Er war einer der Begründer der Quartärgeologie. Vgl. Pfannenstiel, Wie trieb man vor 100 Jahren Geologie?, Mitt. Alpenländ. geol. Ver. 34 (1943) S. 81 - 126. 53) Verhandlungen geol. RA. Ig 1892 (Wien 1892) S. 4. 5) H. Commenda, Materialien zur Geognosie Oberösterreichs, Jahres-Bericht des Museums Francisco-Carolinum 58 (Linz 1900) S. 1. 55) E. Hager, Die geographischen Verhältnisse des österreichischen Alpenlandes, Jahres¬ bericht des bischöflichen Privatgymnasiums am Kollegium Petrinum in Urfahr 1901. 56) G. A. Koch, Die im Schlier der Stadt Wels erbohrten Gasquellen nebst einigen Bemerkungen über die obere Grenze des Schliers, Verhandlungen der geologischen Reichsanstalt Ig 1892 (Wien 1892) S. 183. 57) C. W. Gümbel, Geognostische Beschreibung des ostbayerischen Grenzgebirges oder des bayerischen und Oberpfälzer Waldgebirges (Gotha 1868), S. 816. 13
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