OÖ. Heimatblätter 1948, 2. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Karte und hat damit so ziemlich den Verlauf der Jungmoräne erraten. Allerdings bleiben dabei die Altmoränen außerhalb der Grenzziehung. Ganz besonders zu erwähnen ist noch ein Mann, der vor 100 Jahren (3. Ok¬ tober 1847) geboren wurde; es ist dies Eduard Richter“4). Er war ein Schüler von Simony, der ihn für Geographie begeisterte, und von Sickel, der ihn historisch schulte. Richter war zuerst Gymnasialprofessor in Salzburg, ab 1886 Professor der Geographie in Graz, wo er als Forscher und Lehrer einen großen Ruf gewann und mit A. Penck zu den bedeutendsten Geographen Österreichs zählte. Er ver¬ faßte grundlegende Werke zur Gletscherkunde, Seenkunde und Geomorphologie des Hochgebirges. Richter ist der erste Nachweis von Moränen im alpenfernen Vor¬ lande zu verdanken. Gelegentlich der 54. Versammlung deutscher Naturforscher und Arzte in Salzburg 1881 hielt er im Anschluß an den Vortrag des bayrischen Forschers Gümbel („Erratische Erscheinungen in der bairischen Hochebene") einen Vortrag über „Moränenlandschaft im Innviertel“45). Da der Bericht darüber an schwer zugänglicher Stelle erschien, sei er wegen seiner Wichtigkeit wiedergegeben. „Auch auf dem rechten, österreichischen Salzachufer hat der Vortragende erratische Er¬ scheinungen von großer Ausdehnung, und zwar in der charakteristischen Gestalt der Moränenland¬ schaft beobachtet. Bei zufälliger genauerer Betrachtung des Blattes 13 VIII (Mattighofen) der österreichischen Spezialkarte glaubte er in den zahllosen kleinen isolierten Hügeln mit zwischen¬ liegenden kleinen Mooren, Seen und Teichen an der Nord- und Nordostseite des Obmer Moores und am Südrand des Weilhart-Forstes im oberösterreichischen Innviertel eine solche Moränen¬ landschaft zu erkennen, und ein Besuch der genannten Gegend bestätigte seine Vermutung voll¬ kommen. Die Hügel haben zahlreiche Anbrüche, da die Bewohner die größeren Moränenblöcke zu Bauzwecken verwenden und so ist der Moränencharakter allenthalben leicht zu constatieren. Die Gebäude selbst sind nicht selten nur aus erratischen Blöcken erbaut, und einzelne Quaderbauten, z. B. der Kirchturm von Dorfbeuern, weisen in buntem Gemisch die verschiedensten Gesteinsarten der Hohen Tauern und auch der Kalkalpen auf“. Forschungsmethodisch ist folgender Gang zu sehen: 1. Analyse der Karte nach morphologischen Gesichtspunkten, 2. Verifizierung der Hypothese im Gelände. Es ist dies ein oft recht fruchtbarer Weg. Nun folgen Arbeiten in rascher Folge, die aber hauptsächlich benachbarte Gebiete betreffen, wie die von S. Clessin46) und Frauscher“7). Die beiden Salzburger Professoren Fugger und Kastner4s) bringen zahlreiche Notizen über Moränenfunde, sprechen aber noch viel Eiszeitablagerungen als tertiäre Konglomerate an. *) G. Lukas, Eduard Richter, Österreichische Bergsteigerzeitung 25 1947 Nr 9 G. 1. 25) E. Richter, Moränenlandschaft im Innviertel, Tageblatt der 54. Versammlg. deutscher Naturforscher u. Arzte in Salzburg v. 18.—24. 9. 1881, S. 67. 46) S. Clessin, Die Moränenlandschaft der bairischen Hochebene, Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines Bd 14 (Salzburg 1883) S. 193. ") K. F. Frauscher, Ergebnisse einiger Excursionen im Salzburger Vorlande, mit besonderer Berücksichtigung der Eocän- und Kreideablagerungen in der Umgebung von Mattsee, Verhand¬ lungen geol. RA. Ig 1885 (Wien 1885) S. 173. 48) E. Fugger und C. Kastner, Naturwiss. Studien u. Beobachtg. aus u. über Salzburg (Salzburg 1885), S. 33—36, 53 —61. 12

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