Oberösterreichische Heimatblätter geiste folgend, den tieferen Schutt noch den großen Wasserfluten zuschreibt. Hier erblicken wir eine uns verständliche Unsicherheit in der Auffassung. Haidinger berichtet über einen Vortrag Simonys 13), „daß die genannten Gebirge sämmtlich von großen Gletschern überdeckt waren, welche sich mindestens bis in die an¬ grenzenden Hauptthäler erstreckt hatten“. Simony zögerte jedenfalls sehr, Eis¬ zeitgletscher über die Hochalpen hinaus anzunehmen. Später allerdings erkannte er ganz richtig, daß sich die erratischen Geschiebe bis an den Alpenrand erstrecken 14). Dies war eine hervorragende Leistung. Auf den amtlichen geologischen Karten von Lipold und Hauer werden die Eiszeitablagerungen als solche gar nicht aus¬ geschieden. Simony läßt es 1875 zwar auch noch offen, ob der Traun- und der Attersee von Eiszeitgletschern erfüllt gewesen seien 15). Als weiteren Beweis für die Eiszeit zieht er die Karren heran, hierin Agassiz folgend. Die Karren wurden von Simony für die Ostalpen entdeckt. Wenn er schreibt“6), „daß die Karren als das Resultat der Wirkung von Schmelzwässern einstmaliger weitausgedehnter Gletscher zu betrachten seien", so können wir ihm darin heute nicht mehr folgen. Vor allem durch Eckert (1895, 1902) und Lindner (1930) wissen wir jetzt, daß bei der Karrenbildung nicht die Gletscherschmelzwässer, sondern Gesteinsbeschaffenheit, biologisch-chemische Verwitterung und Lösungs¬ wirkung wirksam sind. In späteren Jahren ist auch Simony selbst der Wahrheit näher gekommen, indem er Karren auch teilweise Lösungsursachen zuschrieb 17) Schrieb Simony hier den Eiszeitgletschern zuviel zu, so war er in einem anderen Punkte sehr vorsichtig. 1862 zeigte Ramsay, daß die alten Gletschergebiete der Schweiz sich durch großen Seenreichtum auszeichnen und erklärte dies dadurch, daß die Seen durch Gletscherschurf entstanden seien. Obwohl Simony die aus¬ räumende Tätigkeit der Gletscher anerkannte, vermochte er doch nicht so weit zu gehen, unsere Seen der Eiszeit zuzuschreiben. Es darf aber nicht verschwiegen werden, daß man auch heute in der Frage der Randseenbildung noch nicht klar sieht. Während A. Penck und Brückner in den Seen glaziale Wannen erblickten, schreiben vor allem Schweizer (Heim, Gogarten u. a.) tektonischen Kräften bei der Seebeckenbildung eine große Rolle zu. Hier muß noch weitere Forschung ein¬ setzen 18). 13) Haidingers Berichte Bd 1 (Wien 1847) G. 4. 12) F. Simony, Bericht über die Arbeiten der Section V, Jahrbuch der geologischen Reichs¬ anstalt (im Folgenden abgekürzt: geol. RA.) Ig 1 (Wien 1850) S. 651. F. Simony, Verbreitung des erratischen Diluviums im Salzkammergute, Jahrbuch geol. RA. Ig 2 (Wien 1851) S. 153. 15) F. Simony, Die Eiszeit der Diluvialperiode und ihr Einfluß auf die organische Welt, Schriften des Vereines zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien Bd 15 (Wien 1875) S. 475. 16) F. Simony, Über die Spuren der vorgeschichtlichen Eiszeit im Salzkammergute, Hai¬ dingers Berichte (Wien 1847) S. 232. 17) F. Simony, Beiträge zur Physiognomie der Alpen, Zeitschrift für wissenschaftliche Geo¬ graphie Ig 5 (1885). 18) E. Seefeldner, Stand und Aufgaben der glazialmorphologischen Forschung in den deut¬ schen Alpen, Zeitschrift für Erdkunde 5 (1937) S. 713/14.
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