OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 4

Schrifttum Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. 92. Band (1947). 368 S. 6 Bildtafeln. Linz 1947 Verlag des Amtes der o.-ö. Landesregierung). Der Wiederaufbau Österreichs erfordert außer der wirtschaftlichen Arbeit eine geistige Grundlage, die Weckung einer geistigen Einstellung zu und für Österreich, die aus ethischen Gründen ebenso notwendig ist wie für das Ansehen Österreichs in der Welt überhaupt. Leider ist es eine traurige österreichische Tradition, die Pflege und Kräftigung des bewußten öster¬ reichischen Denkens und Schaffens der privaten Initiative zu überlassen. Lediglich das Land Oberösterreich nimmt sich in seinem Wirkungskreis dieser Aufgabe werktätig an und stellt für die Förderung und den Ausbau des Heimatgedankens, der ja eine wesentliche Keimzelle der österreichischen Gesamtstaatsidee ist, vorbildlich Mittel zur Verfügung. Das wissenschaftliche Leben in Oberösterreich ist heute nicht mehr bloße Vereinstätigkeit; es gibt vielmehr bereits eine ganze Anzahl wissenschaftlich arbeitender Amtsstellen und auch die großen Klöster des Landes zeigen ein erfreuliches Aufleben des wissenschaftlichen Interesses. Überlieferungsgemäß ist es aber der Oberösterreichische Musealverein, der der Öffentlichkeit in seinem Jahrbuch den Beweis für die Kraft und Lebendigkeit der Wissenschaftspflege in Ober¬ österreich vorlegt. Allen Hindernissen der Zeit zum Trotz finden sich fleißige Männer, die in selbstlosem Eifer ihre Bausteine zur Erforschung unseres Heimatlandes zusammentragen. Heuer gibt der Musealverein den 92. Band des Jahrbuches aus. Der letzte Band war 1944 erschienen. Diese drei Jahre waren äußerlich nicht angetan für wissenschaftliche Tätigkeit. Es werden daher die Berichte über die „Wissenschaftliche Tätigkeit und Heimatpflege in Oberösterreich“ manchmal Überraschung über das trotz aller Hemmungen Geleistete auslösen; sie zeigen aber auch, wie sehr sich in den letzten Jahren zumal unter dem Drucke der wirtschaftlichen Notwendigkeiten der Umkreis der wissenschaftlichen Tätigkeit erweitert hat. Die lange Reihe der Nachrufe zeugt von den Verlusten, die der Verein durch den Tod von Männern erlitten hat, die eine reiche frucht¬ bringende Tätigkeit im geistigen Leben Oberösterreichs entfaltet hatten. Die historische Reihe der Beiträge zur Landeskunde eröffnet F. Brosch mit einer Arbeit über „Agrarische Centurien in Lorch“, wo er in der Flureinteilung in der Nähe der Lorcher Kirche Spuren der römischen Flureinteilung beobachtet hat. In die römische Vergangenheit der Stadt Linz führt der Beitrag F. Strohs, der „Neue Römerfunde auf Linzer Boden“ zu¬ sammenstellt. Die österreichische Rechtsgeschichte des 16. und 17. Jahrhunderts ist bislang noch fast unbekannt, obwohl damals in den Ländern die großen Kodifikationsarbeiten der sogenannten Landtafeln entstanden. „Veit Stahels erster Landtafelentwurf für Österreich ob der Enns“ von F. Klein-Bruckschweiger behandelt die erste Kodifikation des Landesrechtes und den Anteil des Juristen und Stadtschreibers von Freistadt und Linz Veit Stahel. Lange ist es her, seit einmal im Jahrbuch ein Numismatiker zu Worte gekommen ist. Diesmal hat sich M. Dob¬ linger in dem Aufsatze „Zur Pflege der Numismatik in Oberösterreich“ eine Liebhaberei zum Gegenstand gewählt, die zuerst von den Humanisten gepflegt wurde und sich im Laufe der Zeit zu einem ausgebreiteten schwierigen Wissensgebiet ausgeweitet hat, das auch im Landesmuseum lebhaft gepflegt worden ist. An der Spitze der naturwissenschaftlichen Reihe steht der Bericht von H. Gams über „Das Ibmer Moos“, dessen Erforschung das Landesmuseum dem Verfasser übertragen hatte, der nun übersichtlich Geographie, Klima, Entwicklung und Aufbau, Besiedlung und Bebauung, schließlich die Erforschung und Erhaltung des Mooses darstellt. Die ohnedies nur sehr spärlich behandelte heimische Geographie ist von A. Moser um eine Untersuchung „Eine Eigentümlich¬ keit der Stadt Steyr“ vermehrt worden, in der die gelände- und grundrißbedingte Harmonie des Stadtbildes untersucht und begründet wird. Für einen großen Bergkrystall des Landes¬ museums überprüft W. Freh in dem Beitrag „Ein Kristallkeller am Pöstlingberg“ die Angaben seiner Herkunft. Von demselben Autor rühren Untersuchungen über „Das Quarz- und Feldspat¬ vorkommen von Königswiesen“ her. Von den nicht eben wenigen Rutschgebieten des heimischen 369

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