Oberösterreichische Heimatblätter Während seiner Neukirchner Landarztjahre trat Reh in engste Beziehungen mit dem Braunauer Heimatverein. Er wurde Mitbegründer des weit in der Öffentlichkeit bekannten Braunauer Heimathauses, er fehlte selten bei den Hauptversammlungen dieses Vereines, er nahm an vielen Heimattagungen teil. Vor allem war er in Fragen der Kunstgeschichte, ins¬ besonders aber der Numismatik, ein sehr geschätzter Mitarbeiter. In den Heften der Braunauer Heimatkunde brachte er Aufsätze über die Pfarrkirche zu Neukirchen und ihre Kunstschätze, über Leopold Gruber, einen Innviertler Sänger, über die Gestalten Susi Wallners usw. Streng wissenschaftliche Aufsätze sind der Numismatik gewidmet, so z. B. über Braunauer Gepräge, über Münzfunde zu St. Pantaleon und Brunnental bei Schärding, über die Münzensammlung des Schärdinger Museums. Das ärztliche Heim Dr. Rehs in Neukirchen galt als ein kultureller Mittelpunkt, nicht nur in dem kleinen Pfarrdorfe, sondern im weiten Umkreise. Professoren, Dichter und Künstler waren bei ihm oft zu Gaste. Sie waren immer besonders entzückt von der guten Küche, denn seine verfeinerte Kultur bringt es mit sich, daß er auch ein Feinschmecker ist. Dr. Reh war in seinen Gemeinden als Arzt überaus beliebt. Er hatte tiefe Einblicke in das ganze Getriebe des Dorfes, wenn er diesem auch seelisch und geistig ferne blieb. Er sagt selbst, er sei nur körperlich und medizinisch im Dorfe gewesen. Gerade dadurch hielt er immer Distanz. Zu ihm konnte jeder kommen, den Sorgen drückten. Er fand in seinem guten Arzte einen Tröster, einen Helfer. Aber selbst suchte Reh keine Freundschaften, keine Geselligkeit im Dorfe. Dazu war er schon zu geizig mit seinem kostbarsten Gute, seiner Arbeitszeit. In die Neukirchner Zeit fallen auch die schmerzlichsten Ereignisse in seinem Leben, vor allem der Tod seiner sehr begabten Tochter, die knapp vor der Beendigung ihrer kunsthistorischen Studien einem tückischen Leiden erlag. Als Reh im Jahre 1929 in Pension ging, wurde er Ehrenbürger der drei von ihm ärztlich betreuten Gemeinden: Neukirchen, Schwand und Handenberg. Der Braunauer Heimatverein ernannte ihn damals zu seinem Ehrenmitglied. An seinem Braunauer Abschieds- und Festabend war mir die Ehre zuteil, über „Schwäbisch Land und Volk“ sprechen zu dürfen. Wie Reh beinahe blitzartig nach Neukirchen kam, ebenso rasch verließ er die Stätte seines dreißigjährigen ärztlichen Wirkens. Ein echter Bajuware hätte sich vielleicht dort ein Haus gebaut und wäre sitzen geblieben. Der Wissensdurst und der theoretische Arbeitseifer unseres noch nicht 60 jährigen Pensionisten war aber keinesfalls gestillt. Er ging vorerst, gleichsam wieder Student werdend, für einige Semester nach Wien und München, um dort erneut kunstgeschicht liche, historische und geographische Studien zu betreiben. Erst 1930 übersiedelte er, immer noch Vorlesungen hörend und emsig studierend, nach Innsbruck, wo er sich in der Nähe des Bota¬ nischen Gartens auf der sonnigen Höttinger Seite ein gemütliches Altersheim schuf. Nun konnt¬ er nicht nur seine große Bücherei richtig ausnützen, sondern vor allem seine kunstgeschichtlichen und numismatischen Fachstudien sorgfältig weiterführen und gänzlich unbeschwert von Berufs¬ sorgen reisen. So besuchte und bereiste er: den vorderen Orient 1929, Ungarn 1930, Frankreick 1931, Östrien und Oberitalien 1932, Italien 1933 (zweite große Reise), Dalmatien, Griechenland und Agypten 1935, England und Schottland 1936, Italien 1937 (dritte große Reise) und die Balkanstaaten 1939. Erst der zweite Weltkrieg stellte sich seinen größeren Reisen ebenso hemmeni in den Weg, wie vordem der erste Weltkrieg, bei dem er als Militärarzt in verschiedenen Garnisonen, z. B. Enns und Schärding, diente. Über die meisten seiner Reisen brachte Reh kürzere und längere Berichte in den Innviertler Zeitungen. Er plante einmal ein umfang¬ reicheres Werk „Reisebilder“ herauszubringen. Leider ließen die Nöte der Kriegszeiten eine Verwirklichung dieses Vorhabens nicht zu. Überaus rege betätigte sich Reh dagegen auf seinem engeren Fachgebiete, der Numismatik. So schrieb er in den „Tiroler Heimatblättern“ über römische Münzfunde in Tirol und vollendete eine Arbeit über die Inventare der Münzen¬ sammlungen in den Tiroler Klöstern. Halten wir nochmals Rückschau auf das Lebenswerk Dr. Emil Rehs, der in den nächsten Monaten sein 75. Lebensjahr vollendet, dann können wir sagen: „Es war köstlich, weil es 354
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