OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 4

Bausteine zur Heimatkunde Die Kunstlieder mit fast einem Drittel des Bestandes bilden also weitaus die stärkste Gruppe. Unter ihnen befinden sich nur 4 Schosserlieder, nämlich: Da liab Suma, der is uma ('s Hoamtreibn), Drobn auf'n Berg stengan zwoa Tannabam ('s Ghoamnis), Schützen, heint müaß' ma ins Biri gehn (Da Stieg ins Gamsbiri), Schwoagarin, steh auf — (Dö krank' Schwoagarin), eine erstaunlich geringe Zahl, wenn man bedenkt, daß Schosser im nahen Ennstal geboren wurde und im Trauntal geschaffen hat. Als Besonderheit sei auf drei einstige Schlager hingewiesen, die ebenfalls unter den Kunstliedern aufscheinen, das Matrosenlied „Heimat, ach Heimat“, das Wienerlied „Mondnacht is, Mond¬ nacht is, alles is still“, das Kinolied „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren Schon diese Proben bezeugen, wie stark selbst ein so abgelegener Winkel wie das Südufer des Hallstättersees noch vom Kulturgut der Oberschicht beeinflußt wird. Daß unter den Volksliedern Alm- und Schützenlieder der Zahl nach voran¬ stehen, versteht sich aus der Gegend, die vom Dachsteinstock mit seinen vielen Almen und Wäldern beherrscht wird. Neujahrs-, Weihnachts- und Hirtenlieder haben sich im ganzen oberen Trauntal im Anschluß an die Krippenpflege gut erhalten. Da in Obertraun bis in die jüngste Zeit am Altjahrstag wie Neujahrs¬ tag die Neujahrslieder nicht bloß in der Kirche, sondern auch von Haus zu Haus gesungen wurden, erklärt sich ihr Vorwiegen. Es gibt gleichzeitig einen deutlichen Hinweis, wie wichtig für die Volksliedpflege seine Bindung an das Brauchtum ist. Die Liebes- und Ehelieder, sonst oftmals die stärkste Liedgruppe, treten hier zurück. Unter den Soldatenliedern stammt bezeichnenderweise kein einziges aus dem letzten Krieg. Der Herkunft nach kommen aus Obertraun 80 Lieder, das heißt sie wurden dort tatsächlich allgemein gesungen und von Frau Posch erlernt; aus Aussee stammen 15, aus Gosau und Namsau 12, aus Bayern 4, aus Goisern, Steiermark, Kärnten und Wien je 3, aus Tirol 2 Lieder. Zwei Drittel des Bestandes sind also in Obertraun selber zuhause, gut ein weiteres Sechstel stammt aus der näheren Umgebung und der Rest ist aus Süd und Norden, Ost und Westen zugeflogen. Wandernde Volkssänger, das bezeugt Frau Posch ausdrücklich, waren in der Regel die Vermittler. Wirkliche Besonderheiten gibt es unter den insgesamt 125 Liedern der Frau Posch nur recht wenig. Vor allem sind neue, bisher unbekannte Volks¬ lieder recht spärlich gesät. Örtlich gebundene Lieder zählen hieher, etwa der Preis Gosaus „Von den Bergen rings umgeben, da liegt ein Ort!“ Schützenlieder ver¬ ewigen einzelne Vorfälle aus der Gegend, wie das Gosauer Schützenlied „Am 17. Oktober, ein wunderschöner Herbst“ oder das Hallstätter Jägerlied „In Rinds¬ dorf hamt s' an Hirschen gstohln“. In andere Lieder sind Beziehungen zur nächsten Heimat später verwoben worden. In den allermeisten Fällen aber liegen 343

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