OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 4

Bausteine zur Heimatkunde Am 10. August 1658 nahm der Graf in Frankfurt am Main den Tabak¬ pflanzer Christian Lang in seinen Dienst auf. Dieser war dem Grafen leibeigen unterworfen. Für seinen Dienst war ihm ein jährlicher Lohn von 100 Taler samt Kost und Trunk zugesichert worden. Am 1. Jänner 1659 zahlte ihm der Schwert¬ berger Pfleger nur 100 Gulden aus und der Graf ließ ihm auf seinen Beschwerde¬ brief den auf 100 Taler schuldigen Rest von 99 Gulden nachzahlen. Auf das Ansuchen des Lang wurde ihm die Beistellung eines Tabakmacherjungen bewilligt. Als solcher trat am 14. Juli 1659 Lorenz Keferböck seinen Dienst an. Dieser bekam jährlich 3 fl. und wöchentlich 1½ Pfund Fleisch. Im Jahre 1660 wurde ihm sein Lidlohn auf jährlich 5 fl. erhöht. In der Zeit vom 14. September bis 13. November 1663 war ein getaufter Türke, der das Tabakanbauen lernen sollte, beim Tabakpflanzer Lang beschäftigt; er bekam täglich sein Laibl Brot, 2 Pfund schwer. Neben den ständigen Arbeitern wurden in den Hauptarbeitszeiten zum Ver¬ pflanzen, Behauen und Ernten des Tabakes noch Roboter herangezogen. Ihnen wurde anfänglich nur das übliche Laibl Brot (2 Pfund). täglich verabreicht. Auf ihre Beschwerden und Bitten um Linderung der schweren und vielen Roboten, die von allen Amtleuten unterstützt wurden, traf der Graf folgenden Entscheid: Der Markt Schwertberg hat, so lange Tabak gebaut wird, 50 Roboter gegen Reichung des üblichen Robotbrotes zu stellen; alle darüber hinaus benötigten Roboter bekamen neben dem Laib Brot täglich auch 3 Kreuzer. Bis 1664 wurden jährlich neben den Schwertbergern (von 1662 an anstatt 50 nur 48 Roboter) rund 300 erwachsene Roboter beschäftigt. Daneben wurden zu leichteren Arbeiten, wie zum Auffädeln und Abreißen der Tabakblätter, bis zu 386 Jungen jährlich beschäftigt. Diese bekamen außer dem Brot 2 kr. täglich. Der Tabak wurde auf den „Praidtwißäggern“ und im „Aigengarten“ gebaut. Die Pflanzung, Ernte und Bereitung des Tabakes ging folgendermaßen vor sich. Der Samen wurde in Mistbeeten („Tabackhdungbeeten“) angesät und hernach die Pflanzen auf Beete ausgesetzt. Die reifen Blätter wurden geerntet und mit Tabaknadeln auf Spagatt („Spabett") aufgefädelt und zum Trocknen aufgehängt. Das Auffädeln und Abreißen der Tabakblätter von den Bindfäden besorgten Knaben. Der reife Tabak wurde hernach gebeizt. Die Beize bestand aus einer Mischung von Koriander und Gummi. Die Schwertberger Tabakpflanzer ver¬ wendeten eine Mischung von Anis, Gallus und Gummi zu gleichen Teilen. Der gebeizte Tabak wurde schwarz gefärbt, hernach zu langen Rollen gesponnen und in Kisten verpackt. Eine Kiste faßte rund 3 Zentner (150 kg) Tabak. Am 28. Juni 1659 konnte der „Tobäckpflanzer“ Christian Lang — im Volks¬ munde wurde er Tabakmann („Dowäckhmann") genannt — seinem Herrn, dem Grafen Heinrich Wilhelm von Starhemberg, nach Wien berichten, „daß der Tobak Gott Lob gar schön steht und ziemlich wachsen tut“. Die erste Ernte ertrug 26 Zentner 80 Pfund. Die Ernteergebnisse der folgenden Jahre waren: 1660: f.; 1661: 47 Z. 10 Pf.; 1662: 22 Z. 97½ Pf.; 1663: 25 Z. 31 Pf. 44 Z. 16 P 337

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