OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 4

Oberösterreichische Heimatblätter G Der erste oberösterreichische Tabak N Ein Ausschnitt aus der Geschichte der Herrschaft Schwertberg 614 Graf Heinrich Wilhelm von Starhemberg war ein Mann mit weltmännischem und wirtschaftlichem Weitblick. In seiner Jugend unternahm er Reisen durch Italien, Frankreich, England, Schottland, Irland, die Niederlande und Deutschland und lernte dort Land und Leute kennen. Nach der Rückkehr von seinen Reisen war er ein eifriges Mitglied der evangelischen Stände, kehrte aber nach dem Bauernkrieg 1626 zur römisch-katholischen Kirche zurück. Seit 1631 war er Verordneter des Herrenstandes in Österreich ob der Enns und seit 1632 kaiserlicher Obersthofmarschall. Für seine Verdienste um das Haus Habsburg wurde er 1643 in den Grafenstand erhoben und vom Kaiser Leopold mit dem Orden des goldenen Vließes ausgezeichnet. In erster Ehe verehelichte sich Heinrich Wilhelm mit Susanna, einer der fünf Erbtöchter des Grafen Leonhard Helfried von Meggau. Die günstigen Umstände der damaligen Zeitläufte hatte der Graf von Meggau ausgenützt und fast das ganze untere Mühlviertel aufgekauft. Nach seinem Tode am 15. April 1644 teilten die fünf Erbtöchter die Besitzungen: Elisabeth, vermählt mit dem Grafen Friedrich von Cavriani, übernahm die Herrschaften Mauthausen und Haus sowie die halbe Herrschaft Schleb in Böhmen; Franziska, vermählt mit dem Grafen Joachim Ulrich von Slawata, erbte die Herrschaft Freistadt ein¬ schließlich des Freiwaldes und die zweite Hälfte der Herrschaft Schleb; Anna, vermählt mit Kaspar von Starhemberg, fielen die Herrschaft Arbing, die Graf¬ schaft Kreuzen, die Maut zu Mauthausen, der Zehent in der Pfarre St. Valentin und das Haus in Linz samt Garten zu; Anna Maria, vermählt mit dem Grafen Siegmund Ludwig von Dietrichstein, übernahm die Herrschaften Grein¬ burg und Rutenstein sowie Haus und Garten in Wien und schließlich Susanna, vermählt mit dem Grafen Heinrich Wilhelm von Starhemberg, die Herrschaften Windegg, Schwertberg, Hart und Poneggen, die zwei Amter Neuhofen und Maut¬ housen sowie die Herrschaft Nabenstein und die Maut in Struden.Jahre 167. Nach seiner erbetenen Enthebung als Obersthofmarschall im wurde Graf Starhemberg die Würde und Bürde eines Landeshauptmannes von Österreich ob der Enns übertragen. Er starb am 2. April 1675 zu Wien und wurde in der Gruft des von ihm errichteten Kapuzinerklosters in Freistadt bei¬ gesetzt.Graf Starhemberg war nicht ein Grundherr wie viele seiner Standes- und Zeitgenossen, die nur an der altüberlieferten Lebensweise klebten und vom Ertrag ihrer Gutsherrschaft lebten. Starhemberg suchte seine Einkünfte durch verschiedene Neuerungen zu erhöhen. So betrieb er auf seinen Gütern einen auf hoher Stufe stehenden Gartenbau, hatte die Meierschaften und einen Ziegelofen in Eigenregie, trieb Rassezucht bei Pferden und Jagdhunden und war der erste, der in Ober¬ österreich, auf seiner Herrschaft Schwertberg Tabak pflanzen ließ. 336

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