Oberösterreichische Heimatblätter eine Magd, die scheu mit ihrem Apfelkorbe herzukommt17). Den Mittelpunkt des Geschehens nehmen die „heiligen drei Leut“ ein. Der hl. Josef dieser Gruppe ist verloren 18). Er wird heute durch den Josef aus der Gruppe des zwölfjährigen Jesus im Tempel ersetzt. Maria, würdig, fraulich, unsentimental, ist gleichsam noch oder wieder dem Geist um 1700 verpflichtet. Die Saumfalten bei Maria zeigen reiche künstlerische Phantasie, deren letzte Feinheit man erst bewundern kann, wenn man die Figuren auf ihren Wert hin einzeln betrachtet. Ochs und Esel, des Kindes Hofgesind, sind nur auf Vorderansicht berechnet, deshalb ge¬ drungen und kunstlos, in der Fassung stark hergenommen. Nicht nur sie, sondern im Grunde jede Figur sind vom Künstler aus in einer ganz bestimmten Aufstellung nach dem Plan der Komposition gedacht, demnach haben sie ihre Schauseite. Nur wenige Figuren haben deren mehrere und sind im vollen Sinne vollplastisch gedacht. Dies muß uns erkennen lassen, daß unser Begriff, der uns als besonderes Zeichen einer Krippe die Beweglichkeit ihrer Figuren erscheinen läßt, falsch ist. Gewiß sind sie verrückbar, nicht starr auf einem Bodenbrett, wie etwa bei der bekannten Wilheringer Sattler-Krippe' (1924), gewiß können sie sich im weichen Moos bis an den rotfärbigen Zaun bewegen, aber wirklich richtig stehen sie doch erst dann, wenn sie so stehen, wie sie vom Künstler aus gedacht waren. Die Farbklänge und Beziehungen der Krippenfiguren des nachklingenden Barocks zu schildern, darf man kaum wagen. Aber das Bild bliebe unvollkommen, würde nicht auch die Farbskala angegeben, die für diese so sehr dem Malerischen verhaftete Kunstepoche unerläßlich bleibt. Die Fassung ist sorgfältigst bis ins kleinste durchdacht, die verschiedenen Gefolge auch farbig miteinander verbunden und in Einklang gebracht. Aber es sind nicht nur die Farben, das letzte Wort spricht der geistige Gehalt, durch den der Künstler die vielen Gruppen betont, ohne sie aus der Harmonie des Gesamtwerkes zu lösen. Maria ist — wie fast immer — in rotem Unterkleid mit blauem Mantel und gelbbraunem Kopftuch, Josef in Braun und Grün. Schöne Darstellungen des Alters werden uns in zwei Hirten gegeben, die auf ihre Stöcke gestützt stehen; der eine hat noch seinen Hut auf dem Kopf und hat einen weiten weißen Mantel mit schmalen, grünfarbenen Streifen um, der andere einen rostroten, dazu trägt er eine schwarze Hose. Die leichte, geschraubte Bewegung des Lammbringers wird durch einen dunkelgrünen Mantel unterstrichen; er trägt eine ausgefranste, karmin¬ rote Hose, sein Gegenstück einen violettgrauen Kittel und eine olivgrüne Hose. Der Sorgfalt der plastischen Behandlung entspricht bei der so überaus beliebten Apfelmagd (Abb. 4) auch der Reichtum und die Abgestimmtheit der Palette. Dem 17) Möglicherweise gab es vor und statt ihr einmal eine „Muada la' mi a mitgehn mit einem Töchterchen an der Hand und einer Hühnersteige am Haupte. Die Gmundner Kirchen¬ krippe so wie eine kleinere Wiederholung im Gmundner Museum in der Tracht der klagenden Frauen der Kindermordgruppe ließen diese Annahme durchaus berechtigt erscheinen. 18) In Kematen gehört der stehende Josef zu den überragendsten Figuren der ganzen Krippe. 322
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