OÖ. Heimatblätter 1947, 1. Jahrgang, Heft 4

Kastner: Die Kirchenkrippe von Altmünster ein Johann Carl geboren wurde. Als Sterbedatum Johann Georgs erfahren wir den 23. September 1810, als Todesursache „Lungenbrand“. Johann Georg reicht also noch weit in den Klassizismus hinein, der das Ruhige, Stille in seiner Reliefkunst — die nie gefaßt ist —, aber auch vieles in seiner Krippenkunst erklärt. DiInI Beschreibung der Krippe 720 Ein über zwei Meter hohes, auf Leinwand gemaltes Bild bildet den Hinter grund für die Krippe, die man am linken Seitenaltar (Josefsaltar) aufbaut. Das Leinwandbild zeigt eine flüchtig gemalte Phantasielandschaft mit grünen Bergen, See und Stadt mit Türmen und Mauer. Am „Hirtenfeld“ sehen wir die Verkündigung an die Hirten, dazu weidendes Vieh, Lämmer und kämpfende Ziegenböcke, Bäume, Felsszenerie und Wasserfälle. Darüber schwebt hoch in den Wolken, von Engeln umgeben, der segnende Gottvater; ein Spruchband bildet den Abschluß (Abb. 1). Der schon stark mitgenommene Hintergrund, der durck zwei einhängbare Seitenflügel seine Ergänzung findet, reicht wohl ins 18. Jahr¬ hundert zurück. Die wunderbaren, auf Holz gemalten Baumkulissen — bis gegen einen Meter hoch — mögen bis in die Zeit um 1770 zurückreichen. Die fast von Corotschen Stimmungszauber erfüllten Waldszenerien gliedern leicht den Mittelgrund, alte Bäume und dunkle Baumstrünke ermöglichen Aufstellungen von lichten Figuren in Silhouettenwirkung. Die Architekturen der Wechselgruppen sind spätere, nicht sehr glückliche Ergänzungen für verlorene Versatzstücke barock-roman¬ tischer Theaterszenerien. Im Salzkammergut ist in der Regel die erste Gruppe der Krippe das Geburts¬ fest mit der Anbetung durch die Hirten. Auch Altmünster kennt weder die Verkündigung, noch die Adam- und Eva-Gruppe, wie wir sie z. B. in Inn¬ viertler Krippen antreffen können. Es ist ein buntes Bild, das sich vor uns ent¬ rollt (Abb. 1, 2, 5). Vor den weiß- bis schwarzgrünen Baumprospekten strömt das Volk der Hirten, ruhen oder grasen Kühe, Schafgruppen sammeln sich um den jungen „Juchheißa“, der auf seiner Schalmei spielt, ein Bock steht auf seinen Hinterbeinen aufgerichtet (Abb. 5). Neben dieser Hirtenidylle, abseits des Ge schehens, noch unberührt von der Botschaft, verloren im eigenen Spiel und taub für das „Gloria in excelsis deo“ des schlanken Engels über der Krippe, der vol unirdischer Grazie auf Wolken schwebt, sehen wir alle Grade innerer Beteiligung an dem heiligen Geschehen. Ein bärtiger, knieender Greis hat seine Gabe, ein Milchkrüglein, vor sich stehen — es ist der „Rüapl“ der alten Hirtenlieder. Sein Gegenüber ist ein knieender Mann, der in einem Korbe vor sich zwei Weisethennen mitgebracht hat und sie in der kennzeichnenden Rokokohaltung, mit der Fingerspitze der Rechten die Brust berührend und das Haupt geneigt, zum Opfer bringt. Wir sehen eilende und stehende Hirten mit dem Hut unter dem Arm oder noch auf dem Kopfe, allein oder mit dem drängenden Söhnchen, die immer wiederkehrende „Vada la' mi a mitgehn"-Gruppe und als eine der großartigsten den alten bärtigen riesenhaften Blinden, von einem Jungen zur Krippe gewiesen, endlich 321

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