Oberösterreichische Heimatblätter heute noch deren eine Menge, auf die eine so allgemein gehaltene Beschreibung paßt, wenn sie auch lange keine elf Schafe mit gekraustem Fell und keine Schäferhunde mehr aufweist. Auch die „drei Wachtr“, die wohl als die in barocken Krippen nie fehlenden Stadtwächter zu deuten sind (in den neuen Krippen sind sie immer mehr im Verschwinden), gibt es jetzt nicht mehr. Die Hirten sind nicht beschrieben, die Könige haben ihre Diener und halten ihr Opfer in den Händen, auch drei Nosse gibt es noch. Über die 28 alten Figuren und ihre Aufgaben wissen wir nichts. Der stehende Josef und die Mutter mit dem Kind in der Krippe müssen schon bestanden haben, weil sie in den sechzehn von Perdiller neugeschaffenen Figuren (3 Könige, je 3 Diener, Pferde, Hirten, Wächter und der Gloriaengel) nicht mit¬ gezählt sind. Maria wird als vor dem Kinde Kniende angegeben, eine Stellung, die zwar in volkstümlichen Viechtauer Schnitzereien, aber auch da nur selten zu sehen ist. Es schrumpft also der mit dem Bildhauer Perdiller verbindbare Figuren¬ kreis auf die Könige, ihre Pagen — wobei unter den Dienern auch die Ro߬ die drei knechte, vielleicht auch die Fahnenschwinger verstanden werden könntenPferde und den Gloriaengel zusammen. Sind sie von der Hand des sonst unbe¬ kannten Meisters, der scheinbar durch Gmunden nur durchgezogen ist, da er in den Matrikenbüchern nicht aufscheint? Wir müssen das verneinen. Was wir heute Per¬ an Figuren besitzen, ist stilistisch nicht mit Arbeiten um 1720 zu verbinden. diller kann also als ihr Meister nicht in Betracht kommen. Der Stil der Alt¬ münsterer Figuren weist viel mehr in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Schwanthaler-Frage Um diese Zeit sitzt in Gmunden Johann Georg Schwanthaler als Bild¬ hauer. Sein Bild hat G. Gugenbauers) mit einer ganzen Reihe von Reliefabbil¬ dungen aus Beständen heimischer Klöster, sowie aus Linzer Privatbesitz abzu¬ runden versucht. Auf Vollplastiken wird in seiner Arbeit nicht eingegangen. Eine Abbildung in Ringlers „Deutschem Krippenbuch“ zeigt stark bewegte, pathetische, kleine Krippenfiguren, die unserem Meister zugesprochen werden. Von ihnen zu den Reliefs läßt sich keine Verbindung herstellen. Das Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler von Dehio *) und Walther Buchowiecki1°) erwähnen gute Arbeiten am Hochaltar Altmünsters von der Hand Johann Georg Schwanthalers aus dem 3. Viertel des 18. Jahrhunderts. Zahlreich sind die Werke, insbesondere im Inn¬ viertel, die sich wohl als Schwanthalerisch erkennen, aber zu keinen der vielen Schnitzer der Schwanthalersippe in sicheren Bezug setzen lassen. Nur langsam ver mag sich die Kunstwissenschaft in dieses weite und schwierige Feld vorzuarbeiten. 8) Heimatgaue Ig 11 (1930), S. 234 — 236. *) Zweite Abteilung (Oesterreich) Bd 2 (1935) S. 433. In der Neubearbeitung von Dehio¬ Ginhart, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler in der Ostmark, Bd 2, Oberdonau (1941), S. 5 fehlt dieser Hinweis, es werden nur Seitenaltarstatuen in der Art des Thomas Schwanthaler erwähnt. 10) Die bildende Kunst in Österreich, Barock und Rokoko (1939), S. 74 und 85. 318
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